Kompletter Roman „Anklage“

Vorwort

Stop!

Wer kritikunfähig ist, andere Wahrheiten als die, die uns jeden Tag vorgekaut und vorgegaukelt werden nicht verträgt, sollte dieses Schriftgut bis hierher und nicht weiter lesen; als dann das Buch an die Seite legen und es bei nächster Gelegenheit aus seinem Umfeld verbannen.

Verbannen! Nicht zu verwechseln mit verbrennen. Denn das hatten wir schon mal. Aber das ist ein anders Thema. Besser wäre, über den eigenen Schatten springen und doch lesen.

War es überhaupt erforderlich den folgenden Roman zu schreiben?

Erforderlich???
Pah! Überfällig, zwingend notwendig, ein klares -JA- ist die richtige und einzige Antwort auf die Frage nach der Notwendigkeit.

Als dem Autor „ein Licht aufging“, er das Verarschen, das Ausnutzen, das Abassieren und Abzocken auf seiner eigenen Haut spürte, und bemerkte, daß sich eine gewisse Schicht in unserer Gesellschaft die guten Karten manipulierend immer wieder gegenseitig in die Hände spielt, sah er sich in die Pflicht genommen -unter Zuhilfenahme seiner eigenen Biographie- dieses Werk zu vollbringen. Dieser Roman soll anklagen und aufrütteln.

Warum ein Roman? Warum kein Sachbuch?

Rechtlich wäre die eine oder andere Tatsache letztendlich nicht zu beweisen. Somit wären die auf den Autor zukommenden Anzeigen und Klagen auf Schadensersatz bzw. Schmerzensgeldforderungen unausweichlich, physisch, psychisch und schon gar nicht finanziell aushaltbar.

2. Vorwort!
1997 ist dieses Schriftstück entstanden. Reale Enthüllungen über Korruptionen und kriminellen Energien rund um die elitäre Gesellschaft im Jahre 2018 lassen glauben, der Roman hätte als Drehbuch Pate gestanden.

K 1

Verfluchte Hacke, da kann doch was nicht stimmen.

Der erste Anstoß so zu denken; mich überhaupt mit so einem „Tinnef“ zu beschäftigen, liegt mehr als 20 Jahre zurück. Schuldig im Sinne der Anklage ist, oder vielmehr war, der Vater der heutigen Trivial-Ökologin Jutta von Dithfurt. Oh Entschuldigung, sie hat ja den Adelstitel weit von sich geworfen. Ist ja auch egal; ich meine sowieso den Vater Hoimar von Dithfurt. Genau dieser Prof. Dr. Hoimar von Dithfurt hatte seinerzeit in der „guten alten ARD“, allmonatlich eine wissenschaftliche Sendung für jedermann, in der er die kompliziertesten Zusammenhänge in Natur und Technik völlig einfach, unkompliziert und simpel erklärte, verständlich machte und zwar genau so, dass sogar ich es verstanden habe. Alle Termine, Feiern, Partys, Urlaub oder Geschäftstermine legte man möglichst nicht in den Zeitraum, in der diese Sendung über den Sender flimmerte. Auch die Zeit vor der Sendung wurde, ja ich bin schon fast geneigt zu sagen, zelebriert. Natürlich gehörten Erdnüsse, Salzstangen, ein Fläschchen Bier oder Wein unabdingbar dazu. Es war einfach zur Pflicht geworden, sich diese Sendung anzusehen.

…….“und jetzt liebe Zuschauer, meine Damen und Herren, stellen sie sich bitte einmal vor: Noch vor ein paar hundert Jahren war es an der Tagesordnung, dass gewaltige Vulkanausbrüche soviel Staub, Ruß, Aschepartikelchen und giftige Gase aus dem Inneren der Erde hinauf in die Atmosphäre schleuderten, so dass sich der Himmel verdunkelte. Dabei muss man wissen: um die damalige Tagesproduktion an ausgestoßenen giftigen Schadstoffen heutzutage in die Atmosphäre katapultieren zu können, müssten die gesamten Abgase und Schadstoffe -also Autoabgase, Industrieabgase und Hausbrandabgase (Kohle, Öl oder Gas)- eines ganzen Jahres weltweit gesammelt werden. Selbst dann, wenn ein Vulkan nicht gerade eruptiert, also nur so vor sich hin blubbert und qualmt, werden innerhalb eines Tages eine so große Masse von giftigen Gasen und Schadstoffen in die Umwelt abgegeben, wie es nur die „gesammelten Werke“ einer 2monatigen „Abgasproduktion“ des heutigen IST-Zustandes auf unsere schönen Erde schaffen“. Soweit Hoimar von Dithfurt.

Gewaltig

Nie wieder habe ich eine derartige Behauptung bzw. Aussage dieser Art -weder als Bestätigung noch als Widerspruch- auch nur andeutungsweise in einer Veröffentlichung gesehen oder gehört. Totschweigen ? warum das ? das verstehe ich nicht. Da tun sich natürlich eine Menge Fragen auf.

„Du bis jez alt genuch. Nimm dir die Handkarre, geh anne Kippe und hol Kohlen das wa kein kalten Arsch kriegen. Schließlich müssen wa auch den ganzen Tach malochen“.

Unverkennbar. Das war meine liebe, aber in gewissen Situationen sehr burschikose -ja manchmal bis ins „verletzende“ gehende- Mutter. Sie konnte aber auch ganz anders reagieren; dann kochte sie sich einen Kaffee, (Oh Gott, wenn ich mich daran zurück erinnere. Kaffee polnisch. Gebürtige Martha Kaminowski, verheiratete Schröder, polnischer Abstammung. Daher auch polnischer Kaffee. Rezept: eine Porzellankanne, -Fassungsvermögen ca. dreiviertel Liter, Kaffee, mindestens 5 hohe Eßlöffel voll, (kein Muckefuck, zur Aufklärung: Muckefuck war kein „richtiger“ Kaffee, dieser Muckefuck wurde nicht aus der Kaffeebohne, sondern vielmehr aus irgendeinem hiesigen Getreide gebrannt) kochendes Wasser drauf und fünf Minuten ziehen lassen, so dass sich der Prütt, also das mit Wasser durchzogene Kaffeemehl, auf den Grund der Kanne abgesetzt hatte) ….setzte sich beleidigt in irgendeine stille Ecke, kramte aus ihrer Rock- oder Schürzentasche die ASTOR-Korkfilterzigaretten, qualmte davon so zwei, drei manchmal auch vier Stück hintereinander und schlürfte dabei garantiert drei Tässchen Kaffee. Heute jedoch stand sie demonstrativ vor mir und versuchte, -auf ihre Art und Weise- mir klar zumachen, dass ich alt genug wäre, mit der Handkarre loszumarschieren um Kohlen zu beschaffen. Was blieb mir schon anderes übrig. Schließlich wurde es, auch tagsüber, schon wieder kälter. Im Keller, dort wo die Kohlen lagerten, bot sich eine gähnende Leere dar und mit der anderen „Kohle“ -dem Geld- war es auch nicht so weit her. Nicht, dass wir in ärmlichen Verhältnissen gelebt hätten; nein wir hatten immer gut und reichlich zu essen, Kleidung für Alltags und Sonntags getrennt und natürlich -„und das damals schon“- ein Radio mit Schallplattenspieler und -der Hammer- ein Fernsehgerät mit dem Ersten Programm.

Schuhe an, Jacke an, Karre aus dem Hinterhof geholt und los geht’s zur Kippe.

Kippe!? Kippe ist die Bezeichnung für ein großflächiges Gebiet, auf dem Kohlevorräte gelagert werden. „Unsere Kippe“ -es ist müßig zu erwähnen, dass ich gebürtig aus dem Ruhrgebiet stamme und zwar aus Dortmund- lag genau zwischen zwei Gruben (Grube = Zeche/Kohlebergbau): Zeche Minister Stein und Zeche Fürst Hardenberg. Die geförderte Kohle wurde mittels einer Bummelbahn quer durch einige Vororte Dortmunds, bis hin zu der besagten Kippe geschaukelt und dort entleert. Womit auch das Wort Kippe geklärt wäre. Eben drum. Man kippte die Kohle dort auf einen großen Haufen. Also Kippe.

Die Kohle durfte ich natürlich nicht direkt von der Kippe organisieren; ganz davon abgesehen, dass dieses Unterfangen so gut wie aussichtslos war. Denn das schwarze Gold -so genannt im Bergmannjargon- war durch hohe Zäune gesichert und somit unerreichbar.

Bevor die bis zum Stehkragen gefüllten Waggons der Bummelbahn auf das Terrain der Kippe zuckelten, mussten sie sich durch zwei recht enge S-Kurven schlängeln. Und genau hier kam meine Chance. Durch das hin- und hergeschaukel, bedingt durch die S-Kurven, fielen einige größere Brocken vom Waggon, neben die Gleise und rollten in meine Richtung den Bahndamm herunter. Nach Durchfahrt von zwei voll beladenen Zügen hatte sich auch meine Handkarre gefüllt und ich konnte mich auf den beschwerlichen Nachhauseweg machen. Zwei Jahre später hatte ich das nicht mehr nötig. Mein Bruder machte sich selbständig. Als Kohlenhändler. Schöne Sache das.

Unser Fußboden in der Küche bestand aus einem „Bretterboden“. Der Bretterboden stellte sich aus lackierten, in Längsrichtung verlegten Brettern mit Nut und Feder dar. Einmal in der Woche musste dieser Bretterboden mit einer Mischung aus Wasser, Schmierseife und Essig gewischt werden. Nachdem die Feuchtigkeit restlos verschwunden war, trug man mittels einem -mit einem Lappen umwickelten- Schrubber, Bohnerwachs auf. Jetzt musste ca. eine halbe Stunde vergehen, da der Wachs oberflächlich abtrocknen musste. Danach kam das große Schwitzen. Mit einem „Bohnerbesen“ -eine ca. 25 cm x 20 cm x 3 cm große Stahlplatte, an deren Oberseite sich ein, an einem Gelenk befestigter Besenstiel, und an der Unterseite ein schuhbürstenähnliches Gebilde befand (zusammen immerhin so 8 Kilo schwer)- bearbeitete man nun, durch hin- und herschieben, den Bretterboden so lange, bis eine hochglanzpolierte Fläche entstand.

Den zitierten Bohnerwachs habe ich -da ich schon immer ein wenig bequem und rationell dachte und handelte- zwangsläufig zweckentfremdet.

Jedesmal, wenn ich den Ofen „anmachen“ musste, wunderten sich meine Mutter und meine Geschwister, -außer dem Kohlenhändler, Richard, habe ich noch einen Bruder, Walter, (der Älteste unter uns Geschwistern) und eine Schwester, -Helga-.

„Wenn der Kleine den Ofen anmacht, ist es immer ruckzuck warm in der Bude“.

Nun ja, wie gesagt, ich habe ein wenig getrickst. Ofen anmachen ist keine große Sache, dennoch sollte man einige grundlegenden Dinge beachten. Der Rost muss absolut frei von Ascheresten und sonstigen Verbrennungsrückständen sein, trockenes Papier auf das Rost, nicht zu viel, darauf kleingehacktes Holz -und jetzt der Trick- auf das Holz so fünf, sechs Kleckse Bohnerwachs. Sodann das Papier anzünden und die Luftklappe bis hinten hin öffnen. Binnen einiger Sekunden, und zwar sobald sich der Bohnerwachs durch die Flammen des brennenden Papiers verflüssigt und entzündet hat, bildet sich im Brennraum des Ofens ein Höllenfeuer. Nach zwei/drei Minuten Anbrennzeit kamen die organisierten Kohlen zum Einsatz. Obere Einfüllklappe auf, aus dem Kohlenkasten eine Kohlenschüppe mit Kohlen befüllt, noch einmal fünf bis sechs Kleckse Bohnerwachs als Zugabe auf die Kohlen und ab damit in den Brennraum.

Der Bohnerwachs hatte die gleichen guten Brenneigenschaften, wie heute der flüssige Grillkohleanzünder, natürlich auch mit dem gleichen Gefahrenpunkt einer Verpuffung. So konnte es dann auch passieren, dass dir beim Öffnen der Einfüllklappe eine riesige Flamme entgegen schlug. Wenn die Kohlen so richtig schön brannten und glühten, benutzte wir den Ofen auch noch als Abfallbeseitiger. Nicht nur brennbare Abfälle wie Papier, Holz und Plastik, sondern auch nicht brennbare Küchenabfälle, wie unter anderem Kartoffelschalen und Essensreste, schluckte unser „Müllschlucker“ problemlos ohne mit der Wimper zu zucken. Und dann, wenn du draußen warst, zufällig aufs Dach schautest bzw. den Schornstein ins Visier nahmst und du sahst die dicken, grauschwarzen Wolken den Kamin verlassen, dann wusstest du, „jetzt dauert es nicht mehr lange, und die Wohnung ist mollig warm.“ Millionen von Haushalten taten es mir/uns gleich.

„Der Schornstein muss rauchen“, Zitat Ludwig Erhard, Wirtschaftsminister. Der wusste wovon er sprach…………..!

Als ich zwei Jahre alt wurde, ließen sich meine Eltern scheiden. Uns Kinder schrieb man meiner Mutter zu.

Mein Vater war als „Treppen- und Marmorbauer“ selbständig, und zwar in der Art eines Subunternehmer. Der älteste Bruder arbeitete -nach Beendigung seiner Ausbildung zum Treppen- und Terrazzobauer im Geschäft meines Vaters. Der Scheidung zu Folge, zog mein Vater aus der bis dahin gemeinschaftlichen Wohnung aus. In einem anderen Ortsteil fand er ein größeres Areal, auf dem er seine Selbständigkeit weiter ausüben konnte. Zwangsläufig zog mein ältester Bruder zu meinem Vater.

Ganz so problemlos wie es sich im Moment anhört, verlief der „Wechsel“ nicht. Auf dem genannten Areal befand sich eine große Gastwirtschaft mit Fremdenzimmer. Als Bedingung -zur Anpachtung des Areals- wurde zur Auflage vereinbart, dass die Gastwirtschaft nicht nur mit übernommen, sondern vielmehr auch bewirtschaftet werden sollte.

Problem gelöst; denn die neue Lebensgefährtin meines Vaters kam aus dem gastronomischen Bereich und übernahm mit ihrer Tochter und ihrem Sohn die Gastwirtschaft samt Fremdenzimmer.

Logischer Weise bekam Walter als Erster einen fahrbaren Untersatz. Mach hoch die Tür, die Tor macht weit. Eine BMW-Isetta. Ein Auto, das um einsteigen zu können, von vorn aufgemacht werden musste. Dabei liftete man die Tür -was heißt hier Tür, die komplette vordere Front war die Tür- schräg von links nach rechts in die Höhe. Das durch Gelenken an der Tür befestigte Lenkrad, folgte diesem komischen und lustig aussehenden Bewegungsablauf, wie ein an einer Leine befestigter, seinem Herrchen hinterher laufender Hund.

Das der „Aufschwung“ bzw. das „Wirtschaftswunder“ unaufhaltsam seinen Weg nahm, war schon daran zu erkennen, dass mein Vater von seinem Firmentransportauto, einem Kleinst-LKW mit „Holzvergasungsmotor, über ein moderneres, benzinbetriebenes „Dreirad“ nunmehr einen Opel-Blitz sein eigen nennen konnte. Ein weiteres Indiz des Aufschwunges:

auch das Privatauto meines Bruders Walter, die Isetta, sollte alsbald gegen einen Opel-Kapitän getauscht werden. Richard -der Kohlenhändler- fuhr zu dieser Zeit schon einen Ford 20 M TS.

Beide Autos, der Opel als auch der Ford waren eigentlich, hinsichtlich der Innenausstattung und der Motorleistung, das non plus ultra. Geschwindigkeit -bei Vollgas- so um die 170 bis 200 km/h erreichte man nicht nur auf der Autobahn. Und dann der Sprint; ein echtes Gefühl von Kraft und Elastizität, wenn du bei Vollgas leicht bis mittelstark in die Sitze gedrückt wurdest. Spritverbrauch? Oh jemmine! Also der Ford schluckte um die 15 bis 17 Liter, der Opel noch ein paar Literchen mehr. Und kein Arsch kümmerte sich weder um den hohen Verbrauch, noch um die „ach so giftigen und umweltverdreckenden“ Abgase.

Im Gegenteil, wenn man sagte: „Meine Karre braucht so viel Sprit, dass ein Tankzug hinterher fahren muss“, war das ein Zeichen eines Statussymbols. Natürlich gab es auch Autos mit weniger Spritverbrauch. VW zum Beispiel. Der verbrauchte so ca. 13 bis 14 Liter, hatte dafür aber keine Leistung und keinen Komfort. Wesentlich mehr Verbrauch schaffte der Mercedes. 20 Liter und mehr waren keine Seltenheit. Komfort gleich Null, Leistung auch nur mäßig.

Zur Vervollständigung meiner „da kann doch was nicht stimmen“ Aufzeichnung: ein Liter Benzin kostete damals zwischen 50 und 60 Pfennig. In diesem Moment fällt mir auf, dass der Sprit damals genau so teuer war wie heute.

Was? das glauben SIE nicht?

Exakt genau so viel! Halt, einen klitzekleinen Unterschied zu damals weist mein Vergleich doch auf: heute zocken dir die Politabsahner der Nation mit mafiaähnlichen Methoden eine DM (teilweise auch mehr) zusätzlich ab, und nennen das dann Mineralölsteuer.

Millionen von Familien verhielten sich im Haushalt und im Umgang mit ihren Kraftfahrzeuge genauso, wie es in meinem näheren Umfeld geschah. Man ballerte die Verbrennungsrückstände einfach so in die „Luft“.

Nicht mitgerechnet die Industrieabgase/Verunreinigungen. Dabei denke ich in der Hauptsache an die vielen Zechen und Kokereien.

Koksproduktion vereinfacht dargestellt:

Täglich werden zig Tausende Tonnen Kohle erhitzt; plötzlich, schockartig mit sehr viel kaltem Wasser abgekühlt und fertig ist der Koks.

Wer einmal miterlebt hat, wie Koks gemacht wird, unvorbereitet beim Abkühlen, beim „Kokslöschen“ in unmittelbarer Nähe dabei war, dem wird das Grauen, der Schreck so schnell nicht wieder aus den Knochen fahren.

Ich rede aus Erfahrung.

Bei einer Werksbesichtigung, seelisch und moralisch darauf vorbereitet, bewaffnet mit einem dicken Schweißermantel und einem Schutzhelm, empfand ich das „Löschen“ als Weltuntergang. Ein fürchterliches Getöse, gepaart mit einem unmenschlichen Zischen und Eisen auf Eisen-Geknalle und Gequietsche, drang mir durch die Ohren bis in die letzten Nervenenden meines Körpers und ließ eine Gänsehaut nach der anderen über meine äußere Hülle laufen. Richtigerweise wären hier Oropax angesagt gewesen. Gleichzeitig entfalten sich über dem ganzen Gebiet riesige, angstmachende, gelblich-weiße Rauchschwaden. Ein erstickender Geruch nach Schwefel und heißen muffigen Wasserdampf schnürt dir deine Kehle zu, so als würde dir Schwarzenegger an deinem Hals demonstrieren wollen, wie er Zuhause bei der Hausarbeit einen nassen Aufnehmer auswringt.

Oder die Stahlwerke.

So ungefähr zwei Stunden vor Anpfiff musste ich mich im Stadion befinden. Denn zu diesem Zeitpunkt wurden die Tore geöffnet und die ersten Zuschauer betraten die Stehplätze und Tribünen. Etwas Eile war angesagt;

Bauchladen um, vier Sorten Speiseeis hinein, Trockeneis obendrauf, Deckel zu und ab geht’s.

Der BVB, Borussia Dortmund hatte wieder mal ein Heimspiel und ich verdiente mir ein paar Pfennige dadurch, dass ich Rolli-Eis (heute Schöller- oder Langnese-Eis) im Stadion Rothe-Erde verkaufte.

Der schöne und angenehme Nebeneffekt der „kalten“ Arbeit im Stadion: andere mussten zehn bis zwanzig DM Eintritt bezahlen um den Borussen beim Spielen zu zuschauen, ich kam umsonst hinein.

In den meisten Stadien kommen erst nach dem Spiel die Reinigungstruppen und säubern die Arena. Bei den Borussen mussten die Damen und Herren Putzkolonne schon am frühen Morgen mit ihrem beschwerlichen Dienst beginnen. Die Hauptaufgabe des Reinigungstrupps bestand nämlichen nicht darin Papierreste, Zigarettenkippen, Bier- und andere Getränkedosen zu entfernen, sondern vielmehr darin, vor Einlass des Publikums den Kampfplatz vom feinen braun/gelblichen „Kalla-Hoeschstaub“ zu säubern.

Hoesch war oder vielmehr ist eine der größten Stahlkochereien im Ruhrgebiet. Eigentlich Karl Hoesch. In Dortmund und auch im näheren Einzugsbereich ist Karl Hoesch nur unter seinen Spitznamen, nein ich würde eher sagen unter seinem Kosenamen, Kalla-Hoesch bekannt. Denn wenn du bei Kalla-Hoesch einen Arbeitsplatz hattest, bedeutete das Wohlstand, Sicherheit und Privilegien. Übrigens; ich habe bei Kalla-Hoesch eine dreijährige Lehre zum Schmelzschweißer absolviert. Kalla-Hoesch und das damalige Borussen-Stadion –Stadion Rothe Erde- lagen ca. drei oder vier km Luftlinie auseinander.

Immer dann, wenn „Feuer gemacht“ wird, entsteht nicht nur Wärme und Licht, sondern, wie jeder weiß, auch Abgase, Ruß und Asche. So auch beim Stahlkochen. Jedes mal, wenn nun ein Hochofen angeheizt, nein, wieder hochgeheizt (denn gänzlich ausgemacht wird ein Hochofen nur selten; und zwar nur zur Reparatur oder zu einer kompletten Neuausscharmottierung) und mit Eisenerzen, Koks, Schrott und Kalk gefüttert wurde, entstand bei dieser Verbrennung, braun/gelber/rötlicher feiner Staub in großen Mengen. Bei der relativ nahen Distanz zum Stadion Rothe-Erde, günstigen Windverhältnissen und einem einwöchigen „Winterschlaf“ des Stadions, kann man sich an fünf Fingern abzählen, wie verstaubt die Sitzplätze auf „Rothe Erde“ waren.

Hausbrand (heizen und kochen), Mobilität (Autofahren) und Industrieabgase (Zechen und Stahlwerke) verunreinigten, verpesteten und vergifteten unsere „Umwelt“ so sehr, dass unser Großeltern, Eltern, meine Generation und schließlich die Generation meiner Kinder keine lebenswürdigen und lebensfähigen Bedingungen mehr vorfanden und ich dieses Buch für SIE aus dem „Jenseits“ schreibe. Da unser schöne Planet auch noch ein paar andere Länder als Deutschland hat, die auch heizen, Autofahren und sicherlich eine Industrie haben, logischerweise auch alles vergiften und unbelebbar machen, gibt es diesen Planeten namens Erde auch nicht mehr. Folglicher Weise sind wir, SIE und ich, der Studienrat in Nairobi, der Bäcker in Miami und der Schuster in Melbourne nicht mehr materiell existent. Vielmehr schauen wir mit unserem „geistigen Auge“ von irgendwo her auf das jetzige Geschehen. Merken SIE etwas? Das ist pure Ironie, vermischt mit einem Hauch von makaberen, englischen Humor. Nein jetzt aber einmal im Ernst!!!

Angefangen mit den fürchterlich eruptierenden Vulkanen, über die Giftgas, Ruß und Schwefel qualmenden Hausbrände, den spritschluckenden, und allerlei schädlichen Schadstoff ausstoßenden Dinosaurier, Autos und den Industrieverunreinigungen bis heute, hat sich eine Menge teils ungewollt, teils gewollt getan.

Die riesigen spritschluckenden Dinosaurier sind zu kleinen handzahmen Reptilien geschrumpft.

Im Klartext: die Durchschnittsverbräuche von einst sind durch diverse Veränderungen, man denke hierbei an die aus dem Windkanal kommenden, windschlüpfrig zugeschnittenen Karosserien, die neuen Generationen der Motoren, sowie die super abrollenden Räder/Reifen, um sage und schreibe mehr als 60 Prozent verringert worden. Doch dem nicht genug. Sogar die um 60 Prozent reduzierten Abgase werden heutzutage mittels eines Katalysators „gereinigt“ und somit auch die -ach so schädlichen- Abgaswerte um ein Vielfaches verringert.

Industrieabgase sind bis dato drastisch gemindert worden. Ich kann -und wenn ich mir das so richtig überlege, will es auch gar nicht- die genauen und exakten Zahlenwerte, gemessen in Tonnen der verminderten Schadstoffmengen aufführen. Wäre auch völlig überflüssig hier wissenschaftlich/statistisch/staatliche Zahlenkolonnen herunterzurasseln. Das überlasse ich lieber der Tagespresse oder den Fernsehnachrichten/und Magazinen. Obwohl:

die berichten auch immer weniger objektiv und verkünden nur noch vorgefertigten „Katastrophenmeldungen“, aber dazu später mehr.

Ganz offensichtliche Beweise für eine Reduzierung der Schadstoffmengen sind zu einem: das Zechen- und Kokereisterben und zum anderen die Schließung von Stahlwerken. Hinzu kommt, dass die verbliebenen Zechen, Kokereien und Stahlwerke nur noch nach einer strengen „Abgas- und Schadstoffmengenverordnung“, -haben SIE sicherlich schon einmal gehört; TH-Luft oder so ähnlich- ihren Betrieb aufrecht erhalten dürfen.

In der Bundesrepublik Deutschland, neue Bundesländer ausgenommen, werden zur Zeit die meisten Haushalte durch die Verbrennung von Heizöl oder Gas beheizt. In den seltensten Fällen wird noch mit Kohle oder Koks geheizt, so wie wir es seinerzeit (sie erinnern sich an Bohnerwachs) gemacht haben. Auswirkungen der Umweltschutzverordnungen bezüglich des Hausbrandes sorgten auch hier für eine drastische Senkung der umweltbelastenden Abgase und Schadstoffe, so dass die Schornsteine mangels Masse nur noch sehr selten gefegt werden müssen. Die Berufsbezeichnung „Schornsteinfeger“ sollte eigentlich einer neuen Bezeichnung weichen.

So-tun-als-ob-feger, weil „Lobby“ so groß.

Zusammenfassend:

In Massen ausbrechende Vulkane sind so gut wie „ausgestorben“. Sieht man mal von einigen wenigen ab, die auch heutzutage hier oder da noch einmal ausbrechen.

Industrieabgase sind auf ein Minimum reduziert, in den seltensten Fällen wird noch mit Kohle geheizt oder gekocht und Autos schlucken auch nur noch ein Drittel von dem, was sie einmal verbrauchten.

Wozu also diese Ökohysterie, diese Öko-Panikmache, ausgehend vom Gruselkabinett der Ökologenkommödianten? Warum diese verdammt hohen Steuern bei Elektrizität, warum die Wahnsinnssteuern rund ums Auto?

Abkassieren, absahnen und das dumme Volk bis auf die Knochen bluten lassen heißt die Devise! Vom mickrigsten, kleinen, öffentlich agierenden Beamten mit den niedrigsten Kompetenzen, über Sachbearbeiter, Amtsleitern und Amtsärzten bis hin zu den obersten Richtern, Staatssekretären und Ministern, sahnen sie alle ab. Mehr noch. Bei allen sich ergebenden Gelegenheiten und in allen nur denkbaren Variationen, versuchen sie sich an dem kleinen Mann illegal, betrügerisch und korrupt zu bereichern.

Nicht zu vergessen (meiner Meinung nach sowieso die Größten): Politiker an sich. Dabei spielt es keine Rolle welcher Couleur sie angehören, oder auf welcher Ebene sie sich gerade befinden. Abkassieren tun sie dich auf kommunaler-, Kreis-, Landes- und Bundesebene gleichermaßen.

Bis zu dem heute anzutreffenden ökologischen IST-Zustand ging einige Zeit in die Landschaft. Was mir nun bei meiner Betrachtungsweise gravierend auffällt, ist die Tatsache, dass die vom Staat beeinflussbaren Maßnahmen zur „Verbesserung“ unserer Umwelt -also Verordnungen, Anordnungen und Gesetze- in ihrer letztendlichen Konsequenz unserer Gesellschaft erstens sehr zu schaffen machte, und zweitens sehr, sehr viel Geld gekostet haben. Vorschriften und Direktiven wurden erlassen und mussten aufgrund einer dubiosen Gesetzmäßigkeit eingehalten werden. Ungewollte, unproduktive und zwangsmäßige Investitionen, also sehr große Geldmengen kamen zusätzlich in den „Umlauf“.

Wenn aber nun auf Grund der zwangsmäßigen Investitionen, sehr viel Geldmengen zusätzlich in Umlauf waren, müssten logischer Weise auch (unserer chaotischen Steuergesetzmäßigkeit zu Folge) dem Fiskus bzw. dem Staat eine Menge an zusätzlichen Steuereinnahmen zu Gute gekommen sein. Wo sind diese Steuereinnahmen geblieben? Wer hat sich die dicken Brocken eingesteckt?

Oder besser gefragt:

„Wie sind die Zusatzeinnahmen umgewandelt worden? Wie sind aus Steuereinnahmen schließlich Gehälter, Provisionen, Pensionen oder Beraterhonorare und ähnliches geworden?“

K 2

SIE haben mit Sicherheit schon einmal -wenn auch nur ausschnittweise- eine im Fernsehen ausgestrahlte Debatte aus dem Deutschen Bundestag/Landtagen oder noch besser, eine der politischen Talkshowrunden verfolgt. Regierungen und die jeweiligen Oppositionen kloppen sich dort verbal auf „Teufel komm raus“ die Rübe ein. Das geht von sprachlichen Verunglimpfungen bis hin zu handfesten Beleidigungen.

Mit sprachlicher Verunglimpfung meine ich insbesondere, wenn sich die Kontrahenten mit Fremdwörtern gegenseitig niederreden. Fremdwörter, die sie entweder irgendwo einmal aufgeschnappt, zu Hause im stillen Kämmerlein vor dem Spiegel auswendig gelernt haben und nun meinen diesen dazugelernten Wortschatz stolz in jedem zweiten Halbsatz in Anwendung bringen zu müssen, oder was noch schlimmer ist, sie denken sich in ihrem Größenwahnsinn Fremdwörter aus und werfen sie arrogant und überheblich in die Debatte ein.

Vorbilder sind die professionellen Werbeagenturen.

Plantaren! Cerealien! Unkaputtbar! Aqgering!

Versuchen SIE doch bitte einmal, diese Wörter im Wörterbuch zu finden. Oder noch besser, ergründen SIE deren Bedeutung. SIE werden sich wundern!

Und nun glauben SIE mir bitte, wenn ich IHNEN jetzt sage: im Grunde genommen sind diese Auseinandersetzungen entweder bis ins Kleinste geplante und durchdachte Schaukämpfe, oder Rollenspiele nach dem Motto: mal sehen was dabei raus kommt; Ende offen.

Das Szenarium erinnert mich sehr stark an diese „Profiringer“ (Showcatchen). Die schlagen sich, die hauen und treten sich, und schmeißen sich gegenseitig kreuz und quer durch den Ring. Nach der Show sitzen die „harten Männer“ friedvoll zusammen, trinken sich ein, zwei Bierchen, halten die Hand auf, kassieren die dicke Gage und lachen sich über das blöde, aber zahlende Publikum kaputt.

Der einzige und alleinige Grund dieser Auseinandersetzungen besteht darin, das normale, arbeitende Volk absichtlich zu täuschen, zu belügen, auf gut deutsch gesagt zu verarschen, um somit auf Nebenschauplätzen ausweichen zu können. Die eigentlich auftretenden Probleme, Schwierigkeiten und strittigen Sachverhalte werden verschleiert und verdeckt.

Das Ausweichen auf Nebenschauplätzen, das Verschleiern und Verdecken gelingt unseren Politikern zwar nicht immer, jedoch können sie sich auf eine Trefferquote von 70 bis 80 % verlassen. Arg schlimm wird es immer dann, wenn die Rollenspiele in Einsatz kommen. So etwas von Heuchelei, sauiger Verlogenheit und offensichtlicher Täuschung grenzt ganz hart an betrügerischem Hochverrat.

Ich erinnere mich noch ziemlich genau an die Anfänge der Partei „Die Grünen“. Ob das CDU, CSU, FDP oder SPD waren, alle schlugen auf die junge Partei ein und ließen kein gerades Haar an deren Köpfe sitzen.

„Die Dachlatte werde ich ihnen durchs Kreuz hauen und eigenhändig aus dem Landtag jagen“.

Gemeint waren die Grünen in Hessen. Gesagt hat es der ehemalige SPD-Ministerpräsident von Hessen und zwar vor den Wahlen. Es kam wie es kommen musste; nach den Wahlen konnte die SPD nur mit den Grünen eine regierungsfähige Koalition bilden. Aus dem dachlattenschwingenden Herrn wurde ein Arschkriecher sondergleichen. Mehrere PR-Leute (PR = Public Relations, Reklame/Werbungsleute, Aufputscher, Anstachler und Aussagenverdrehungskünstler, auf gut deutsch „Staubsaugervertreter“) mussten auf die Schnelle alle Argumentationen gegen die Grünen, mit denen man vorher versuchte Wählerstimmen einzufangen, ins Gegenteil verdrehen.

Und jetzt das Rollenspiel. Um den Machtwillen, also die Macht auf Biegen und Brechen zu erhalten, argumentierte der besagte Herr genau das Gegenteil von dem, was er vor der Wahl als seine innere Einstellung und feste Überzeugung nannte. Das war eine der ersten Rot/Grün-Koalitionen.

„Ehe ich einen Pakt mit den Grünen eingehe, esse ich mir lieber einen grünen Apfel“; Johannes Rau in 1995 vor der Wahl. Kurz darauf Regierungserklärung im Nordrhein-Westfälischen Parlament. Nicht mit der absoluten Mehrheit der SPD, sondern in einer Koalition mit den Grünen.

Nicht das SIE jetzt meinen ich schieße mich auf die SPD ein, oder wäre gar ein SPD-Feind; nichts liegt mir ferner. Beobachten SIE die CDU, CSU oder die FDP können SIE feststellen, das gleiche -zumindest- vergleichbare Vorkommnisse Alltag sind.

Das Schlimme an der ganzen Sache ist: Keiner in der Medienlandschaft wagt es, diesen Schmierenkomödianten ernsthaft zu widersprechen.

Erinnern SIE sich bitte einmal zurück! Wann haben SIE in der letzten Zeit im Fernsehen ein Live-Interview gesehen? Ausgenommen Unterhaltungen einer dieser exibitionierenden Talkshows, in denen -wie schon beschrieben- doch nur dummes verlogenes Gelaber von sich gegeben wird.

SIE werden sagen ‚gerade eben‘, oder ‚gestern Abend‘ in den Nachrichten, der Tagesschau oder ähnlichen Veranstaltungen; in den politischen Magazinen: Report, Kontraste, Spiegel TV usw.

Fehlanzeige! Interviews sind in den meisten Fällen aufgezeichnete „alte“ Klamotten. Unangenehme Fragen werden herausgeschnitten, oder ganz einfach noch einmal gedreht. Und wenn sich dann doch einer unserer hohen Herrn oder Damen Politiker mit herablassender Arroganz die Ehre geben, ein Live-Interview zu erlauben, können SIE davon ausgehen, dass sämtliche Fragen vor diesem Interview schriftlich eingereicht werden müssen, so dass nur durchdachte, aalglatte und plausibel klingende Antworten gegeben werden können. Es sei denn, der Befragte verplappert sich. Bei dem Lügengebäude, das diese Oberabzocker in ihren Gehirnwindungen mit sich herumtragen keine Seltenheit.

Kommen wir noch einmal kurz zurück zu den Talkshows. Die Zuschauer bzw. das Publikum einer Talkshow, also die wirklichen und wahren Experten, haben zu 95 Prozent keine Möglichkeit, sich in die Gesprächsshow einzumischen, geschweige denn, klare und eindeutige Fragen zu stellen. Reporter, Moderatoren, Talkmeister, oder die, die sich dafür halten, stellen ihre Fragen so samtweich und schwammig, und geben sich mit ausweichenden und drumherumredenden Antworten zufrieden, weil sie dann davon ausgehen können, dass die „Befragten“ zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal in ihre Sendung kommen.

Ich möchte IHNEN natürlich nicht meine Meinung aufzwingen, geschweige denn, IHNEN hier etwas von kalten Füßen erzählen und SIE ohne Beweise so im Regen stehen lassen.

Rollenspiele und Schaukämpfe werden zu jedem Thema, in jeder Lage und bei jeder sich ergebenden Gelegenheit ausgeführt.

Am einfachsten kann ich den Beweis liefern, in dem ich mal zwei Beispiele anführe, die leicht durchschaubar sind.

Erstens:

Nach Schaukampf und Rollenspiel, bei dem sich die Absahner im Parlament wieder einmal verbal die Knüppel auf den Kopf geschlagen haben, herrscht bei der anschließenden Abstimmung Friede, Freude, Eierkuchen. Kein Wunder, denn soeben ist mal wieder eine Steuererhöhung beschlossen worden. Mehrwertsteuer, Tabaksteuer oder Versicherungssteuer, egal, Hauptsache Erhöhung und das eigene Einkommen ist gesichert. Beraten, beschlossen, verabschiedet und verkündet. Und das blöde Volk muss schon wieder einen oder zwei Prozentpunkte mehr berappen.

Das Alles geschieht in einer Windeseile!

So schnell kannst du gar nicht gucken.

Zweites Beispiel:

Diätenerhöhung. Alle die, die auch nur im Entferntesten etwas mit der staatlichen Abzockerei und Selbstbedienung zu tun haben (Regierungen incl. der Staatssekretäre und anderen Beamten in diversen Funktionen und Aufgabenbereichen), staatliche und halbstaatliche Institutionen empören sich über mafiaähnliche Kriminalität wie Schutzgelderpressung, wie Diebstahl und Raub.

Ebenso verpönt ist Schwarzarbeit bzw. der Erhalt von Schwarzgeld.

„Mit aller Härte des Gesetzes müssen wir diesem Tun entgegentreten“.

Zitat eines x-beliebigen ehrenwerten Abkassierers. X-beliebig weil; jeder Abkassierer wird diese Aussage entweder so selber aussprechen oder aber blind unterschreiben.

Diese Heuchler haben natürlich gut kacken, denn wenn die Herren Abzocker mal wieder mehr Geld haben möchten, brauchen sie nicht zu erpressen, brauchen sie nicht zu stehlen, brauchen sie nicht zu rauben, brauchen sie nicht schwarz zu arbeiten, sie machen es geschickter und genehmigen sich eben mal eine Diäten-Bezügeerhöhung.

So einfach geht das. Stellen SIE sich diese Situation mal bei einem Facharbeiter bei Opel vor. Weil er mit seiner Familie dieses Jahr Urlaub machen will, geht er in die Buchhaltung und ändert seinen Stundenlohn von DM 21,50 auf DM 25,50.

Einer der zahllosen Kritiker sagte einmal:

„Diätenerhöhung is, wie wennze selber Geld drucks“.

Diätenerhöhung!

Ist das kein Raub, kein Diebstahl, ist das kein Betrug, wenn über oder mittels dem Umweg einer Steuer- oder Abgabenerhöhung, einem Anderen etwas von seinem Eigentum, von seinem Erarbeiteten weggenommen wird, ohne das er das will? Ohne seine ausdrückliche Zustimmung!!?

Nun kommt der eigentliche Hammer.

Um nicht jedes Jahr wieder dem blöden Pöbel, also uns dem gemeinem Volk, die selbst genehmigte Diätenerhöhung in Erinnerung zu rufen und somit auf die Nase binden zu müssen, finden die Absahner eine tolle Lösung.

Die Diätenerhöhung wird quasi verbeamtet und erfährt damit jedes Jahr automatisch, unbemerkt und stillschweigend eine Erhöhung.

Und das, obwohl gerade eine solche Diätenerhöhung per Gerichtsurteil des höchsten Bundesgerichtes (Bundesverfassungsgericht), das ja ausschließlich nach den vorhandenen Gesetzen richten muss, ausdrücklich verboten wurde.

Gesetze!? Bestimmungen!? Verordnungen!? Für unsere Absahner und Abkassierer alles nur papperlapapp und kein Problem.

Augenblicklich setzt die „mafiaähnliche“ Abzockermentalität unserer Parlamentarier durch.

Ich sage hier absichtlich „mafiaähnlich“ und denke dabei auch an Italien. Dort, insbesondere an das ehemalige Staatsoberhaupt Andreotti, der unter Anklage steht mit der Mafia und der Camora gemeinsame Sache gemacht zu haben. Man spricht von Korruption, Schmiergelder in Millionenhöhe, Existenzvernichtungen bis hin zu Mordaufträgen.

Um nun das oben genannte Bundesgerichtsurteil bzw. das Gesetz zu umgehen, schafft man es kurzerhand ab und ersetzt es durch ein Neues. Der Bundestag beruft eine Kommission in die Welt mit dem Auftrag, einen Gesetzentwurf zu formulieren, der dann ruck-zuck dem Parlament zur Verabschiedung vorgelegt wird. Und siehe da, in Windeseile, selbst Superman würde sich über die vorgelegte Geschwindigkeit wundern, ist dieses neue Gesetz beschlossene Sache. Die Schmierenkomödie bekommt auch noch einen Namen und nennt sich fortan „Diätenreform“!

Übrigens, das müssen SIE sich einmal merken:

immer dann, wenn dem kleinen Mann, dem einfachen Steuerzahler mal wieder tief in die Tasche gegriffen werden und Kürzungen im Sozialbereich vorgenommen werden sollen, nennen das die ehrenwerten Bundes-, Landes- oder Kommunalen Betrugsanstalten ‚Reformen und Konsolidierungen‘.

Das Ausmaß der Diätenreform -also ein winzig kleines Stück aus dem Kapitel: abzocken- ist so gewaltig, dass ich IHNEN unbedingt eine kleine Rechnung aufmachen möchte. Folgen SIE mir bitte einen Moment lang mit dem mathematischen Teil Ihres Gehirnes.

Die Diäten betragen zur Zeit ca. DM 11.000,–. Innerhalb der nächsten drei/vier Jahren sollen sie auf ca. DM 16.000,– erhöht werden. Nach Adam Riese ist das eine Aufstockung von sage und schreibe DM 5.000,–. Bei 672 Abgeordneten ergibt sich daraus eine monatliche Mehrbelastung von DM 3.360.000,–. Im Klartext: nur für die Abgeordneten (nicht mitgerechnet die Regierungsmitglieder wie: Minister, Staatssekretäre und anderen „Dazugehörenden“, nicht mitgerechnet diverse Beamte, Fahrer, Saaldiener, Büroangestellte, Drucker, Laufburschen usw. usw. usw.) kassieren die Absahner runde Vierzigmillionen im Jahr von unserem sauer verdienten Lohn, ohne mit der Wimper zu zucken, zusätzlich ab.

Nimmt man jetzt die „normalen“ Diäten, eine Kostenpauschale von ca. 6.000,– DM sowie Bürounterstützungsmaßnahmen (Sekretärin usw.) von ca. 13.000,– DM, diverse Sitzungsgelder, kostenlose Bahnfahrten und Flüge, Taxifahrten und ähnliches, ich erinnere in diesem Zusammenhang nur an „Studienreisen“, Informationsreisen und, und, und……..reisen dazu, kosten uns die Parlamentarier, gemeint sind nur die 672 Abgeordneten, ein halbe Milliarde DM im Jahr.

Eine halbe Milliarde! Viel Geld?

SIE sollten wissen, dass die Diäten eines Parlamentariers, bezugnehmend auf sein Gesamteinkommen, gerade mal ein besseres Taschengeld ausmachen. Schauen SIE bitte einmal in den Plenarsaal hinein wenn eine Sitzung angesagt ist.

Kein Arsch da!

Alle unterwegs!

Zusatzkohle machen!

Aufsichtsratssitzungen, Vorstandssitzungen warten.

Schließlich sind ja Scheinarbeitsverträge und Scheinberaterverträge abgeschlossen worden, deren Erfüllung nunmehr eingehalten werden müssen.

Schmier- und Bestechungsgelder warten auf Abholung.

Nicht selten geht ein Staatsdiener mit mehr als DM 100.000,– monatlichem „Einkommen“ nach Hause.

Im Moment fällt mir gerade ein, dass das Durchschnittseinkommen in der Bundesrepublik so ca. DM 4.300,– brutto beträgt.

 

K 3

„So geht das nicht. Wenn sie die Räumlichkeiten ändern wollen, müssen sie das schon in Form eines Bauantrages beantragen“.

Oh Scheiße, auch das noch. Der, der mir das offerierte, war oder ist auch heute noch, der beamtete Bauamtsleiter aus der Stadt, in der wir (wir das sind meine Frau und ich) damals eine Pension führten.

Im Rhythmus von vierzehn Tagen bekamen wir zwischen fünfundzwanzig und dreißig Gäste, die bei uns in Vollpension ihre Urlaubszeit verbrachten. Als wir das Haus übernahmen, befand es sich in einem sehr schlechten Zustand. Wir waren bemüht, diesen negativen Aspekt durch Freundlichkeit, Sauberkeit und sehr gutem Service auszugleichen.

Immer dann, wenn es sich irgendwie ermöglichen ließ, restaurierten und renovierten wir auf Deubel-komm-raus. Unter anderem bekamen sämtliche Innenräume zum ersten Mal seit ihrer Erbauung einen Fußbodenbelag (Teppichboden), die Gästezimmer erhielten eine sogenannte Nasszelle (Dusche) und, und, und…..!

An der hinteren Hausfront in Verlängerung des Kurparks befand sich ein ca. zwölf mal sieben Meter großes Stallgebäude, das seinerzeit als Schweinestall genutzt wurde. Die Idee: Schweinestall „ausbauen“, renovieren und den Gästen als Ruhe-, Fernseh- oder Spielraum anbieten.

Und genau dieser Schweinestall ließ mich meinen Glauben an die „beamtliche Obrigkeit“ zum ersten Mal zweifeln. Im Nachhinein aber kann ich mich für diese nicht gewollte Erfahrung nur bedanken, denn sie hat mich in meinem kommenden Leben ein ganzes Stück weiter gebracht.

Wir hatten uns das so schön vorgestellt. Der Durchbruch von der eigentlichen Pension zum seit Jahren unbenutzten Schweinestall bestand schon seit eh und je, war aber vor Jahren mit Leichtbausteinen zugemauert worden. Zu unseren Zwecken sollte er wieder geöffnet und eine neue Durchgangstür eingebaut werden.

Drei Fenster -wenn man die drei Öffnungen noch so nennen konnte- mussten zwangsläufig wegen ihrer Undichtigkeit getauscht, der Fußboden mittels eines schwimmenden Estrichs aufgefüllt und ausgeglichen, die Wände neu verputzt und zum guten Schluss eine abgehängt Decke eingezogen werden.

Also, alles in allem Kleinigkeiten, die weder die Tragfähigkeit, noch die Standfestigkeit des „Gebäudes“ in Mitleidenschaft ziehen, oder sonst in irgend einer Art und Weise beeinträchtigen würden.

Gesagt, getan, in die Hände gespuckt und los geht’s. Wenn da nicht …. ja wenn da nicht der Willi gewesen wäre. Willi das aktuelle Tageblatt. Willi und seine Frau haben in unserer achthundert Seelengemeinde einen Damen- und Herren-Friseurladen. Brühwarm erzählte ich Willi, was wir da so vor hatten. Willi war total begeistert, meinte aber,

„Du, wenn ich du wäre, würde ich kurz zum Bauamt und Ebergard fragen, ob datt so einfach chjeht“.

Ebergard war der zuständige Sachbearbeiter beim Bauamt und Willi kannte Ebergard vom örtlichen Verkehrsverein. Na gut, verkehrt konnte es ja nicht sein und wer weiß, vielleicht bekam ich von einem gestandenen Baufachmann noch ein paar Tipps. Selbstverständlich wollte ich die Arbeiten in eigener Regie durchführen; schließlich hatte ich ja nach meiner Bundeswehrzeit einige Zeit in meinem eigentlichen Beruf als Heizungsmonteur gearbeitet und somit einige Erfahrungen auf dem „Bau“ gesammelt.

Die darauf folgende Woche war ich bei Ebergard.

„Herr Schröder, selbstverständlich können sie den Stall renovieren. Das ist genehmigungsfrei. Sie müssen uns nur eine „Anzeige“ machen, also uns Bescheid geben, sobald sie mit den Arbeiten beginnen. Das ist aber alles nur eine Formsache. Wegen der Fenster und der Decke machen sie sich keine Gedanken“.

Die formlose Anzeige hatte Ebergard schon ein Woche bevor wir begannen auf seinem Schreibtisch liegen. Der Estrich (Fußboden) war verlegt, die Decke zum abhängen vorbereitet, nur die Fenster ließen noch auf sich warten, derweil sie nämlich auf Maß angefertigt werden mussten.

Und dann der Brief! Sogar als Zustellungsurkunde, vom Briefträger persönlich ausgehändigt. Absender:

Stadtdirektor der Stadt Weinberg, dort das Bauordnungsamt. „Sehr geehrter Herr Schröder, gemäß der § XYZ nach der Bundesbauordnung blah, blah, blah………, müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Bauvorhaben in….. genehmigungspflichtig ist. Die Genehmigung beantragen Sie bitte mittels eines Bauantrages bzw. eines Nutzungsänderungsantrages bei der o.g. Bauordnungsbehörde. Des weiteren mache ich Sie darauf aufmerksam, dass Sie bis zum Erhalt der Genehmigung Ihre begonnenen Baumaßnahmen mit sofortiger Wirkung einzustellen haben“.

Gezeichnet und unterschrieben Ezert, Waldemar Johannschäfer, seines Zeichens Bauamtsleiter. Knall! Peng! Boing! Das saß. Und keine Möglichkeit sich sofort zu beschweren, nachzufragen, oder sonst in irgend einer Weise zu reagieren. Heute ist Samstag.

Montag morgen, 8.30 Uhr, Stadtverwaltung Weinberg, Eingangshalle, Wegweiser zu den Schlafräumen.

E. W. Johannschäfer.

Zimmer 28. Poch, Poch.

„Ja bitte?!“

Eine weibliche Stimme hinter der Tür mit der Nummer 28.

„Guten Morgen! Schröder ist mein Name ich möchte gerne zu Herrn Johannschäfer“.

„Der Herr Bauamtsleiter Johannschäfer ist gerade in einer Besprechung, kann ich Ihnen weiter helfen?“

Bevor ich IHNEN mit dem äußerst intelligenten Dialog auf die Nerven gehe, verkürze ich und kann IHNEN versichern, dass ich exakt um 11.08 Uhr dem Herrn Bauamtsleiter zugeführt wurde. Der erklärte mir nun, sehr einfühlsam, dass meine Baubeginnanzeige korrekt eingegangen sei, aber meine Umbauarbeiten und die daran folgende Nutzung der Räumlichkeit für Pensionsgäste eines Nutzungsänderungsantrages bedürfe. Meinen Einwand, der Sachbearbeiter Herr Ebergard hätte mir für diese Angelegenheit aber eine andere Lösung angeboten, wischte Johannschäfer mit der Begründung vom Tisch;

Ebergard wäre davon ausgegangen, dass nach Ausbau des Schweinestalles dieser dann privat genutzt und nicht den Gästen zu deren Nutzung überlassen würde.

Ha, Ha, Ha. Dreimal laut gelacht. Habe ich zwar nicht gemacht, aber gedacht. Auf meine Frage, wie es nun weiter gehen soll, kam die mitleidige, fast traurige Antwort:

„Lassen Sie sich von einem Architekten eine Bauzeichnung anfertigen, legen sie den Lageplan des Objektes und den ausgefüllten Nutzungsänderungsantrag dazu und reichen diese Unterlagen dann in dreifacher Ausfertigung hier beim Bauamt ein. Nach ca. 8 bis 10 Wochen Bearbeitungszeit, aber spätestens in drei Monaten, dazu sind wir verpflichtet, haben Sie von uns einen Bescheid bekommen“.

Au! Au! Au! In Gedanken war ich schon bei einem Architekten und legte schmerzlicher Weise zwei, drei Tausender auf den Tisch. Was aber noch schlimmer war: die neue Urlaubsperiode würde beginnen und der Aufenthalts/ Ruheraum wäre noch eine „Baustelle“.

Und als ob der Herr Bauamtsleiter Gedanken lesen könnte, ich stand schon an der Tür zum verabschieden bereit, kam seinerseits ein mehr oder minder verständliches, Gemurmel :

„Ja, ja, ist ja auch alles so teuer geworden“.

Anschließend folgte ein 15minütiges, für mich sehr interessantes, aufschlussreiches und letztlich auch freudiges Gespräch mit dem Herrn Bauamtsleiter. Er erklärte behutsam: er sei doch von Beruf Bauingenieur und könnte mir, wenn auch nach Feierabend, behilflich sein und das weitaus günstiger und schneller als ein Architekt.

Noch am gleichen Tage, spät Nachmittag, besuchte uns Herr Johannschäfer, ausgerüstet mit Blatthalter, Bleistift, Maßband und Taschenrechner in unserer Pension. Innerhalb eines Zeitraumes von dreißig Minuten hatte er sich einen Überblick verschafft, den „Schweinestall“ ausgemessen, skizziert, mich drei Vordrucke blanko unterschreiben lassen und uns plausibel gemacht, dass er für seine Bemühungen pauschal einen Betrag von achthundert DM bekäme.

Ohne Quittung!

Schwarz!

Nach dem er die achthundert DM kassiert hatte, war er auch schon wieder weg.

Viereinhalb Wochen später, es war wieder ein Samstag Morgen, schellte der Briefträger wegen einer Nachnahmegebühr, die er für ein an uns gerichtetes Schriftstück kassieren musste. Dreimal dürfen Sie raten, was das an uns gerichtete Schriftstück beinhaltete.

Genau!!! Woher wussten Sie das?!

Die begehrte bzw. ersehnte Baugenehmigung war da. Mit Baustellenschild, incl. des dicken roten Punktes, Unterschriften, Stempeln, Siegeln, halt alles was zu einer Baugenehmigung dazu gehört.

Alle Achtung! Knapp fünf Wochen.

Hatte Johannschäfer nicht von acht bis zehn Wochen, ja sogar von drei Monaten gesprochen?

Was DM 800,– Schwarzgeldeinnahmen soll alles bewirken können? Da wird sogar ein angeblich schläfriger Beamter munter.

 

K 4

Zehn Jahre später.

„Wann kann ich mir die Zeichnungen abholen? Ich müsste eigentlich in der Nächsten Woche die Nutzungsänderung nach Kassel bringen. Wir haben nur noch knappe elf Wochen Zeit, danach sind wir raus! Mietvertrag ade“.

Vom Schweinestall Johannschäfer bis jetzt, sind ungefähr zehn Jahre ins Land gegangen. Zehn Jahre, in denen sich allerhand ereignete.

Ja, vielleicht wäre es eine Überlegung wert, diese Zeit auch einmal in Worte zu fassen. Ich denke dabei an die Führung der Pension; das Auftreten und Verhalten der Gäste, z.B. warum oder wie ist es möglich ist, dass ein gebratenes Stück Leber (zwar paniert) als gaaanz, ganz weiches Schnitzel identifiziert und gegessen wird? Oder die Organisation: Einkauf, kochen, Säuberung, allgemeiner Service…………….!

Zur besseren Verständigung dieser Aufzeichnung nur dieses: insgesamt hatten wir die Pension fünf Jahre. Drei Jahre davon mit Unterkunft und Vollpension. Ab der Saison 1978 nur noch mit Unterkunft und Frühstück. 1975 wurde unser Sohn Daniel geboren.

Da wir nach drei harten Jahren Voll-Pensionsführung, die Pension in eine Frühstückspension umwandelten, hatten wir logischerweise reichlich mehr Freizeit. Und wie das so mit Freizeit und Arbeitszeit ist,

weniger Arbeitszeit = weniger Geld;

mehr Freizeit = mehr Geldausgaben,

haben wir uns um ein Zusatzeinkommen bemüht.

…..suchen wir einen/mehrere Finanzberater. Erdfinanz, Romberg Tel. ……….

Eine Annonce in der Lippischen Landeszeitung. Wäre meine Heidi, meine geliebte Frau nicht gewesen, ich hätte doch im Leben dort nicht angerufen.

Ich und Finanzberater!

Ich, der auf Bürokraten, auf Bürohengste -bis zu der Zeit bezeichnete ich alle männlichen „Büroarbeiter“ so- immer geschimpft hatte.

„Was soll ich denn da. Was ist denn das überhaupt? Finanzberater!“

„Ruf doch einfach mal da an. Die werden dir schon erklären was das ist.“

Kurze Rede, langer Sinn. Nach intensiver, dreiwöchiger, sogenannter Schulung, hatte ich meine Ausbildung hinter mich gebracht, durfte mich fortan Finanzberater nennen und wurde auf die Menschheit losgelassen.

Finanzberater war nichts anderes, als eine hochtrabende Bezeichnung für die Mischung zweier Berufe. Einerseits war ich Versicherungsvertreter, brachte Sach- und Lebensversicherungen unter die Leute und wenn es sich so ergab und notwendig wurde, war ich kurzerhand Immobilienmakler.

Jeder Neuling bekam zuerst einmal die Aufgabe gestellt, eine bestimmte Anzahl Versicherungen zu verkaufen. Da ich mich höchstwahrscheinlich nicht allzu ungeschickt anstellte, einige Versicherungen von mir an den Mann gebracht worden waren, wurde ich vom Chef des Unternehmens, Herrn Verkaapen höchst persönlich in die Arbeiten und Handlungsweisen eines Immobilienmaklers eingewiesen.

Es gab in der Systemfinanz keine besonderen Spezialisierungen bezüglich der zu vermakelnden Immobilien;

vermakelt wurde von der stinknormalen Wohnung, über Eigentumswohnungen und Einfamilienhäuser bis hin zum Industriekomplex alles, was Provisionen, alles was Geld brachte.

Schon bald merkte ich, dass mit der „Makelei“ doch hier und da ein paar Mark zu machen sind. Ein dreiviertel Jahr später beantragte ich die Genehmigung nach Paragraph XXXX Gewerbeordnung und machte mich als Immobilienmakler selbständig.

Die Episode Pension betrachteten wir nach Ablauf der Verträge als hinter uns gebracht und kauften uns in Romberg ein kleines, für wenig Geld, dafür aber stark renovierungsbedürftiges Häuschen.

Undichtes Dach, keine Heizung, verfaulte Fensterrahmen, lehmgeputzte Innenwände, um nur einige Vorzüge dieser Villa zu nennen.

Ironie bei Seite.

Nicht, dass ich mich beim Ankauf des Hauses übervorteilt gefühlt hätte, nein, nur der Chronistenpflicht zu genügen, sollten die Mängel hier erwähnt werden. Und außerdem war ich ja „Immobilienmakler“!

Hypothekenzinsen wurden fällig, der allgemeine Lebensstandard sollte beibehalten werden und die Familie hatte sich mittlerweile vergrößert. Verena wurde geboren.

Aus diesem Grund beschloss meine Frau, wieder eine Arbeit in ihrem erlernten Beruf als Bürokaufmann aufzunehmen, um -wie sie sagt- ihr Scherflein beizutragen.

Kurze Zeit später bekam sie einen Einstellungsvertrag in einer Firma, die sich Alfonso GmbH nannte, sich mit Innenausbau im Allgemeinen beschäftigte und dort insbesondere auf gastronomische Einrichtungen spezialisiert war.

Aufträge zur Umwandlung „normaler Räumlichkeiten“ in Speiselokalen“ für Griechen, Chinesen und Jugoslawen, machten ungefähr die Hälfte des Umsatzes dieser Firma aus. Der Boom „ausländische Speisegaststätten“ zu eröffnen und zu betreiben, ebnete sich ab und man musste nach einer ebenbürtigen Ausgleichsmöglichkeit Ausschau halten.

Die Suche sollte sich sehr schnell als absolutes Erfolgnis herausstellen. Das Zauberwort von nun an hieß: Spielhallen.

Der Innenausbau beschränkte sich bei Spielhallen nicht nur mit dem Innenausbau im klassischen Sinn wie:

Bestuhlung, Vertäfelung, Thekenbau usw.. Vielmehr war da im vornherein ein ganzes Bündel von Bearbeitungsfeldern die zu beackern waren.

Von der Anmietung geeigneter Räumlichkeiten und Bauantragsstellung/ Nutzungsänderungsantrag, -SIE kennen das noch vom Schweinestall- über Um-, Innenausbau bis hin zur Antragstellung einer Konzessionierung und Aufstellung von Spielgeräten, blieb alles in einer Hand.

Dem Boß, oder besser gesagt, dem geschäftsführenden Gesellschafter der Alfonso, Herrn Wohlsang, blieb es nicht verborgen, dass ich mich teils als Hausmann, teils als Immobilienmakler betätigte. So kam es, dass ich, als freier Mitarbeiter, der Alfonso zunächst einmal geeignete Ladenlokale anbot und sie dann bei positiver Begutachtung gegen Provision vermittelte. Später erweitertet sich mein Aufgabenbereich in dem ich nicht nur für die Anmietung zuständig war, sondern auch komplette Nutzungsänderungen, mit all seinen komplizierten rechtlichen, baurechtlichen und tatsächlichen Anforderungen, durchzog. Durchziehen hieß hier:

Bearbeitung der Antragstellung unter Mitarbeit einer Innenarchitektin; herumschlagen mit den Behörden, dort insbesondere der Feuerwehr, dem Ordnungsamt und dem Gewerbeaufsichtsamt; bis hin zum in Empfang nehmen der Genehmigung.

Eineinhalb Jahre florierte das Geschäft Spielhallenausbau so gut, dass sich in dieser Zeit die Alfonso in ihrem Stammpersonal wie Schreiner, Elektriker, Trockenbauer, Hilfspersonal, Architekten und Verwaltung, um das Dreifache vergrößerte. Werkstätten und Büroräume platzten aus allen Nähten. Die Geschäftsleitung suchte krampfhaft nach anderen, vor allen Dingen größeren, Werkstatt-, Verwaltungs- und Repräsentationsräumen und das in Form einer Werks- oder Produktionshalle möglichst in einem Industrie- bzw. Mischgebiet. Genau in dieser Hochstimmung des „Wir“-Gefühles und des „Größerwerdens“, platzte die Bombe.

Gemeinden, Städte und Kreise genehmigten fast keine Nutzungsänderungen mehr. 70 Vollzeitarbeitsplätze fingen an zu wackeln.

Natürlich wird oder sollte auch in einem relativ kleinem Unternehmen wie der Alfonso, erstens:

in „Gruppen“ gearbeitet werden, und zweitens:

dürfen die Gruppen untereinander keinen Stellenwert erfahren. Soll heißen: jede Gruppe ist genauso wichtig wie die andere.

Auf- oder Abwertungen einzelner Gruppen, sind der Untergang eines Unternehmens.

Trotzdem erlaube ich mir -jetzt nicht als unmittelbar Beteiligter, sondern als Berichterstatter dieses Romanes- eine Gruppe in den Vordergrund zu stellen. Das tue ich, indem ich sage: Nutzungsänderungsgenehmigungen sind das Herzstück der Firmenpolitik einer Firma, die sich mit Innenausbau und all dem dazugehörenden von Spielhallen befasst. Der Erfolg steht und fällt mit den Genehmigungen.

Ohne Genehmigung keine Anmietung von Räumlichkeiten, ohne Räumlichkeiten kein Ausbau, ohne Ausbau keine Arbeit, ohne Arbeit peng, Schluss, aus, Ende.

Zunächst gab man sich nur der Verwunderung hin, dass die Genehmigungen zur Nutzungsänderung stagnierten. Nach einiger Zeit des „Bemerkens“ und des „-„, stagnierten die Nutzungsänderungsgenehmigungen nicht nur, sondern gingen auf ein absolutes Minimum zurück.

Die missliche Situation trug soweit ihre Früchte, dass man sich seitens der Alfonso Geschäftsführung sogar ernsthaft mit dem Gedanken auseinander setzte, Teilen der Belegschaft zu kündigen. Kein Mensch, Mitarbeiter der Alfonso, dachte mehr an Veränderung und schon gar nicht mehr an Expansionen.

Vorausschickend sei gesagt, die Absahner der Nation waren am Werk. Sie sahen ihre Felle schwimmen, besannen sich auf frühere Zeiten der Ausbeutung, so anno tuck-mäßig, und ließen die Willkür wieder walten.

So einfach geht das heutzutage in unserer Republik.

Wenn SIE nun genau an dieser Stelle des Buches sagen:

„Das glaube ich einfach nicht. Jetzt fängt der Autor aber an zu spinnen“, kann ich IHNEN, liebe Leser, das noch nicht einmal Übel nehmen.

Bitte bilden SIE sich Ihre eigene Meinung……:

Wie gesagt die Spielhallen boomten. In größeren Städten konnte schon ziemlich bald -auch das gemeine Volk- seinen Spielvergnügungen freien Lauf lassen. Und das nicht in Hinterhöfen, dunklen Kaschemmen und illegal, nein im Gegenteil sogar gepflegt und ganz legal in sogenannten Spitzen- bzw. Eins-A-Lagen wie:

verkehrsberuhigten Zonen und Fußgängerzonen. Das Spielkasino des „Kleinen Mannes“ war geboren.

Besser gesagt, das Spielkasino des „Kleinen“ und des „Großen“ Mannes. Denn auch Leute, die nicht jedes mal die Mark umdrehen müssen bevor sie sie ausgeben und sich hin und wieder erlaubten den staatlichen Spielhöllen die Ehre zu geben, kamen nun in privat geleiteten Spielhallen um dort ihren Spielvergnügungen nachzugehen. Gründe eigener Bevorzugung der privaten Spielstätte sind mannighaft.

Ein nicht unbedeutsamer Grund liegt wohl darin, dass private Spielhallen direkt vor der „Haustür“ liegen und eine ansprechende, warme, wohlige Intimität vermitteln. Der Hauptgrund jedoch lieber in eine private Spielhalle als in eine staatliche Spielhölle zu gehen ist der, dass in einer Spielhalle der auf einen Schlag zu verlierende Geldspielverlust maximal DM 0,30 bzw. DM 0,40 beträgt.

Natürlich! Aufsummiert können das an einem Tag auch schon mal DM 50,–, DM 100,– oder DM 150,– werden. Gemessen an den Mindest-, und den „kein Limit nach oben“, Einsätzen in staatlichen Spielhöllen, sind die Spieleinzeleinsätze in Spielhallen unwichtiger Kleinkram.

Auf der einen Seite ging nicht nur der „Kleine Mann“ sondern auch der „Große Mann“ in privaten Spielhallen und gab dort das Geld aus, was er normalerweise in einer staatlichen Spielhölle verzockt hätte. Auf der anderen Seite fehlte logischer Weise den staatlichen Spielhöllen nunmehr das Geld, was in privaten Spielhallen gebracht wurde.

Immer wenn es um „Mäuse“ geht, erwachen die Absahner der Nation aus ihrem „Winterschlaf“. Hellwach, ja gerade wie elektrisiert reagieren sie, wenn es nicht nur so um die „Mäuse“ im Allgemeinen geht, sondern vielmehr um die „Mäuse“, die sie uns, dem Volk, auf denaturaler Weise mit ihren dreckigen, gierigen Klauen, stückchenweise entreißen können. Genau so geschah es dann auch in diesem Fall, im Fall Mindereinnahmen der staatlichen Spielhöllen, wegen privater Spielhallen.

Finanzinspektorenamtsleitereintreibungsobermacker!

Oder was?

Oder wie auch immer?

Oder mit welchen imaginären Titeln und Aushängeschildern sich diese Menschen auf den Geldeinziehungsanstalten titulieren mögen.

Ich meine die zuständigen Bosse der Finanzämter.

Ich meine die Stadtkämmerer, die Stadt- und Kreisdirektoren, die Landesfinanzministerien.

Alle zusammen bildeten einen verschworenen Geheimbund.

SIE müssen sich das so richtig wie in einem billig gemachten Krimi vor Augen führen.

Einen Landesfinanzminister, ein Bürgermeister kann auch ein Kreisdirektor oder sonst politische Größe sein, kennen SIE sicherlich aus dem Fernsehen oder zumindest aus Ihrer Tageszeitung. Stellen SIE sich bitte diese Personen mit Hut, Sonnenbrille, angeklebten Schnurrbart und langen Mantel vor.

Die Langemäntelmänner!

Stillschweigend schleichen sie durch die nasskalte und regnerische Nacht, treffen sich in einer drittklassigen Absteige und debattieren, wie sie die missliche Situation -weniger Geld abzocken zu können bzw. weniger Einnahmen in ihrem Staatssäckel zu verzeichnen- ändern können. Nach einigen geheimen, nächtlichen, mafiösen Verschwörungszusammen-künften, haben die Meisterdenker eine geniale Idee.

Wenn das, worüber ich hier gerade schreibe nicht real, nicht die bittere Wirklichkeit wäre, müsste ich wirklich kräftig lachen. Nein, hier gibt es wirklich nichts zu Lachen.

Staatsdiener!

Im wahrsten Sinne des Wortes Diener des Staates.

Staatsdiener sollen dem Staat, dem Volke dienen und es nicht wie eine Weihnachtsgans ausnehmen.

Ausnehmen im Sinne von zusätzlichen Postenbeschaffungsmaßnahmen und Postenverschiebereien an Verwandte, Bekannte, an anderen Günstlingen, sowie diese verdammten, noch zur Lebenszeit selber gesetzten Denkmäler in den verschiedensten Formen. Dazu im anderen Kapitel mehr.

Kurz einmal eine Aufklärung bzw. Feststellung.

Meine Ausdrucksweisen, meine Formulierungen, meine Wortwahlen setzen sich zusammen aus Stammtischinformationen, meiner Meinung, meiner objektiven Beobachtungen, Tatsachenberichten aus den mannigfaltigen Medien und den „endlosen“ Diskussionen in meiner Familie.

So kann ich es mir auch erlauben, im Folgendem die Formulierung „mafiaähnlich“ zu benutzen.

Denn ich meine gerade am Beispiel Langemäntelmänner aufzeigen zu können, wie mafiaähnlich die Organisation in unseren -und hier sage ich bewusst unseren weil wir, der kleine Mann, das gemeine Volk bezahlt ja alles- Amtsstuben funktioniert. Datenaustausch, vom Finanzamt übers Bürgermeisteramt und Kreisdirektor zum Finanzminister und zurück. Ein fast perfekt ausgeklügeltes Datennetz. Ein Schelm wer da Schlechtes denkt? Nein ein Idiot, wer da nicht gleich an härteste Verletzung des Datenschutzes denkt. Mafiaähnlich? Na klar. Der Pate in Sizilien weiß haargenau, was der Untertan in Bad Irgendwo tut.

Da war doch mal……. Wenn ich mich recht erinnere……. Genau!!! Das David Copperfieldwort.

Das Zauberwort!

Die Idee, das Zauberwort nach der Verschwörungszusammenkunft der Langemäntelmänner hieß:

Vergnügungssteuer!!!

Vergnügungssteuer! Eine von den zig, zig, Steuerarten in unserer Abzockerrepublik.

Das Kuriosum am Thema Vergnügungssteuer ist, dass schon vor Jahren beschlossen wurde sie gänzlich, also ersatzlos, zu streichen. In der Begründung der Abzocker las sich das so: „Die Verwaltung der VergnSt überschreitet die sich aus dieser Steuer ergebenden Einnahmen, um ein Vielfaches. …….. wird die Vergnügungssteuer ersatzlos wegen Unrentabilität gestrichen“. Nur der Dümmlichkeit und der Trägheit einiger unserer Staatsdiener ist es zu verdanken, dass diese Vergnügungssteuer auch heute noch existent ist.

Gesagt, getan. Um den Betreibern von Spielhallen das Geschäft zu vermiesen, zu versalzen und jegliches Vorhaben einer Erweiterung ihres Betriebes im Keime zu ersticken, beschlossen die Männer im langen Mantel und mit Sonnenbrille auf der Nase, die VergnSt wieder aufleben zu lassen.

So beschlossen sie, für jedes Geldspielgerät mit Gewinnmöglichkeit, das sich in einer Spielhalle befand, ab sofort eine VergnSt in Höhe DM 100,– zu fordern. Pro Monat.

Für Unterhaltungsgeräte wie Televisions-Computerspiele, Flipper usw. verlangten die Absahner die Hälfte der Vergnügungssteuer. DM 50,– pro Gerät, pro Monat.

Durch diese staatliche Maßnahme der Wiedereinführung der Vergnügungssteuer, oder anders herum gesagt, durch den über die Steuer legalisierten Klau, wurde das Manko nicht nur ausgeglichen, nein vielmehr zeichnete sich sogar eine kleine, winzige Mehreinnahme ab.

Die Abzocker freuten sich über den „immensen“ Erfolg und hofften, dass privat geführte Spielhallen nunmehr wieder verschwinden, zumindest aber die Planungen, Neuerrichtungen und Erweiterungen stagnieren würden.

Wie üblich machten die Absahner die Rechnung ohne den Wirt/das Volk auf. Der kleine Mann, der große Mann und auch noch einige andere „Männer“, wollten ihrem Freizeitspaß wie Tischfußball-, Billard-, TV- und Flipperspielen in privaten Spielhallen auch weiterhin nicht vermiesen lassen. Das Paradoxe, seit Eröffnung der „Hexenjagd“ schien das Bedürfnis in einer Spielhalle seine Freizeit zu verbringen, zu fördern. Auch das etwas risikofreundlichere Spielen an Geldspielautomaten mit Gewinnmöglichkeiten an den man auch schon mal DM 10,– oder DM 20,– verlieren kann, erfreute sich einer steigenden Nachfrage.

Spielhallennutzungsänderungsanträge wurden im noch größeren und massiveren Umfang gestellt wie vor der Erhöhung der VergnSt.

Als die Absahner merkten, dass ihre Maßnahmen zur Bekämpfung von privaten Spielhallen nicht fruchteten, reagierten sie wie Waschweiber, die sich um den günstigsten Waschplatz stritten. Hysterisch und konfus rannten sie durch die Gegend und schrien immer und immer wieder nein, nein, nein das darf doch nicht wahr sein!

Großes Palaver auf allen Ebenen. Die Männer im langen Mantel riefen wieder zur geheimen Zusammenkunft, murmelten Verschwörungsformeln und ließen sich vom Voodoozauber hinreißen. Nach einigen „Hexengesängen und Opfergaben“ kam den Absahnern eine Erleuchtung ihres Niveaus entsprechend: DIE VERGNÜGUNGSSTEUER!

Die Vergnügungssteuer muss noch einmal erhöht werden!

In Windes Eile zogen sie sich in ihren Refugien zurück, ließen ihre Schergen neue Verordnungen formulieren, ausarbeiten und auf Papier bringen. Ein paar Tage später stand die Verabschiedung auf der Tagesordnung und noch ein paar Tage später war der Erlass besiegelt.

Auf gut deutsch: die Vergnügungssteuer erhöhte sich nunmehr von DM 100,– um dreihundert Prozent, auf sage und schreibe DM 300,– pro Geldspieler. Pro Monat.

Unterhaltungsgeräte wie Flipper usw. erfuhren durch die Bank eine Verdoppelung auf DM 100,–. Halt, stopp! Ich hätte um ein Haar die TV-Geräte vergessen. Da hatten sich die Absahner eine ganz tolle Schweinerei einfallen lassen. Für normale TV‘s galten die oben erwähnten DM 100,–. TV-Geräte sind im Prinzip eigentlich Computerspielgeräte mit einem großen, integrierten Bildschirm, an den man Computerspiele wie Klötzchen aufeinander stapeln, Auto- oder Motorradrennen, usw. spielen kann. Spiele, die mit Aktionen aufwarteten wie:

Karatekämpfer in ihrem Element, die in der Bildschirmverkörperung als kleine, finster und böse dreinschauende Männchen in einer imaginären Umgebung dargestellt, sich gegenseitig auf die Glocke hauen und die „Knochen brechen“, oder den sogenannten Kriegsspielen, wo Flugzeuge durch die Gegend herumfliegen und dem Spieler die Aufgabe zugeteilt wird auf alles und allem herumballern, was sich bewegt, galten andere Berechnungsgrundlagen, wurden anders eingestuft, wurden höher bewertet. Mit DM 200,– war man dabei.

DM 200,– Vergnügungssteuer für eine im Grunde genommen, naive Computeranimation.

DM 200,– pro Gerät.

DM 200,– pro Monat.

Vergnügungssteuer ist so eine ….. na, ja, sagen wir mal… Willkürsteuer. Genau!!! Willkürsteuer!

Eine passende, vorzügliche Vokabel für eine hässliche, staatlich legale, Bereicherung.

Die Beträge, die ich IHNEN hier bezüglich der VergnSt nenne, sind alles nur ca.-Beträge. Von Land zu Land, von Kreis zu Kreis, von Stadt zu Stadt, sogar von Dorf zu Dorf können die Erhebungen total verschieden ausfallen. Daher auch das gerade von mir erfundene Wort Willkürsteuer. Willkürlich, also gerade nach gut Dünken, Laune und Stimmung des entscheidungsberechtigten Abzockers, oder auf Anraten des jeweiligen Kämmerers, begründen sich die unterschiedlichen Höhen der VergnSt. Für ein und das gleiche Gerät zockten die Absahner, je nach Finanzlage, verschiedene Geldbeträge ab.

Es sollte noch schlimmer kommen.

Auch die Maßnahme die VergnSt zu erhöhen, brachte nicht die erwarteten Erfolge. Im Gegenteil. Immer mehr privat geführte Spielhallen traten in Erscheinung. Dazu gesellten sich noch privat geführte Spielkasinos, in denen man auch Roulett spielen konnte.

Allerdings wie auch schon bei privaten Spielhallen mit limitiertem Einsatz. DM 5,– pro Spielrunde war der absolute Höchsteinsatz. Lächerlich und absurd wenn man bedenkt, dass in staatlichen Spielhöllen ein Limit nach Oben praktisch nicht existiert.

Immer deutlicher wurde den Absahnern klar, dass in den privaten Spielhallen Geld verdient wurde. Geld das ihnen in ihren staatlichen Spielhöllen fehlte. Geld mit dem eigentlich keiner so richtig gerechnet hatte. Geld also, von dem die Abzocker zwar wussten das es da war, an das sie aber nicht herankamen.

In den Amtsstuben, auf den Gängen und Fluren der Eintreibungsämter roch es nach Hass und Neid, auf alles was auch nur im Entferntesten mit Spielhallen zu tun hatte.

Stellen SIE sich bitte folgendes Szenarium vor.

Die Sonnenbrillen- und Langemäntelmänner trafen sich wieder einmal an ihren geheimen Kultstätten und befragten zum x-ten mal das Orakel.

„Liebes Orakel, wie schaffen wir es, dass die privaten Spielhallen kaputt gehen, so dass dann alle Spieler gezwungen sind in unsere staatlichen Spielhöllen zu gehen und in der wir sie dann abzocken können? Oder wie schaffen wir es, dass wenigstens keine neuen Spielhallen mehr entstehen? Und wie schaffen wir es, dass uns den lieben und fürsorglichen Absahnern das heilige Geld zukommt und nicht in den Taschen des schnöden Volkes verbleibt?“

“ Ich kann euch in diesem Fall nicht direkt helfen“, orakelte das Orakel.

„Aber einen Tipp werde ich Euch geben. Was ihr dann daraus macht, ist alleine eure Sache. Also gehet hin und fragt den deutschen Städtetag nach Möglichkeiten, die euch weiter helfen können. Zusätzlich beauftragt das deutsche Institut für Urbanistik mit der Anfertigung einer umfassenden Studie unter dem Motto:

Verhinderung von Genehmigungen zur Errichtung einer Spielhalle oder eines Billardcafés“,

sprachs und ward wieder verschwunden.

Das deutsche Institut für Urbanistik hat im eigentlichen Sinne des Wortes etwas zu tun mit…. urban.

Urbar machen. Dem Menschen eine Region eine Landschaft menschlich und Lebenswerk machen. Menschlich und Lebenswerk im Sinne von Städteplanung und Städtebau.

Zwischendurch mal wieder eine fundierte Meinung von mir und meinen „Stammtischbrüdern“.

Städteplanung müsste mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren bestraft werden.

Denn soviel Schindluder, soviel staatlich beamtliche Korruption wie gerade in diesem Bereich besteht, ist mit einem normalen, bürgerlichem Verständnis für Gerechtigkeit, Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Loyalität zum Staat, zur Bundes-republik Deutschland, nicht zu kapieren.

Zur Verdeutlichung folgendes:

ohne, dass ich SIE jetzt in irgendeiner Weise diskriminieren will, könnten SIE sich so ad hoc vorstellen, was die Zahlen 100.000, 1.000.000, oder 10.000.000, 1.000.000.000 und 10.000.000.000, größenordnungstechnisch bedeutet? Hier ein Beispiel:

60 Sekunden sind eine Minute. 100.0000 Sekunden ergeben etwas mehr als einen Tag.

1.000.000 Sekunden ca. elfeinhalb Tage. 1.000.000.000 Sekunden -und jetzt beachten SIE den gewaltigen Sprung- sind in etwa 31 JAHRE!

Und genau diese 31 Jahre oder umgerechnet 1.000.000.000 -nun aber nicht Sekunden sondern DM- haben Beamte in 1993 uns, dem gemeinen Volk, mit einem überheblichen, arroganten Lächeln auf den Lippen geklaut.

Das bei den Gehältern, bei den Vergünstigungen, und bei den Privilegien.

DM 10.000.000.000,– volkswirtschaftlichen Schaden durch überhöhte Auftragsvergabe, durch Korruption, Bestechlichkeit und das Abkassieren von Schmiergeldern haben 3.200 Beamte verursacht.

3.200 Beamte die man erwischt hat und die von deutschen Gerichten abgeurteilt wurden. 3.200 Schweinereien die man veröffentlichen musste. An die Dunkelziffer möchte ich jetzt gar nicht denken.

Experten, unter anderem der Bund deutscher Steuerzahler, sprechen von der Spitze eines Eisberges.

10 Prozent dieses volkswirtschaftlichen Schadens, also rundherum DM 1.000.000.000,– haben diese 3.200 Beamte sich in die eigene Tasche gesteckt. Das sind so gerade mal DM 300.000,– pro Beamter und Jahr.

Diese gemeine und schäbige Handlungsweise unserer Beamten, müssen wir einfach so über uns ergehen lassen?

Einfach so hinnehmen?

Schlimmer noch. Nicht das wir nur abgezockt und abkassiert werden, nein obendrein erfahren wir noch eine Demütigung der allerersten Sahne. Denken SIE nur an die diskriminierenden, arroganten und herablassenden Art und Weise wie der Normalbürger in deutschen Amtsstuben behandelt wird.

Denken SIE an Menschen, die in eine wirtschaftliche Misere gelangt sind und ihren kanossarischen Gang zum Sozialamt gehen müssen.

Arrogant, spießig, überheblich, korrupt und geldgeil, so sind sie halt unsere Damen und Herren Abzocker vom Dienst.

Nur vom drübernachdenken, während des Schreibens, „krich ich sonnen dicken Hals“.

Urbanistik?

Ach ja! Bin da wohl ein wenig abgeschweift. Also das deutsche Institut für Urbanistik bekam den, mit mehreren Millionen DM, dotierten Auftrag herauszufinden, nein herauszufinden ist nicht die richtige Formulierung, besser:

Verhaltensmaßnahmen für Städte und Gemeinden auszuarbeiten, wie man privat geführte Spielhallen den Gar- -nachhaltig und für immer- aus machen kann.

Den Herren möchtegerne -Gottspielern- vom urbanistischen Institut rauchten die Köpfe vom nachdenken und bluteten die Fingerkuppen vom Buchseiten umblättern. Gesetzesbücher, Gesetzestexte und gesprochenen Urteile waren in den folgenden Tagen, Woche und Monaten die einzige Lektüre der Schmierenkomödianten. Und siehe da, wie immer wenn es heißt, der Wirtschaft im allgemeinen und hier im speziellen einer kleinen Branche -verglichen mit Großkonzernen Auto-, Energiekonzernen usw.- Steine in den Weg zu legen, fällt den Schergen der Abzocker immer etwas Gutes ein.

Schon nach einigen Wochen der Auftragserteilung erhielten die Abzocker, die mit sehr kreativen und erfinderischen Argumentationen, umfangreich ausgestattete Studie über das „Kaputtmachen“ eines Wirtschaftszweiges.

Zwei Vorschläge fanden die Abzocker echt genial.

Erstens: müsste es möglich sein, einen genügend großen Popanz aufzubauen, so dass man das Freizeitvergnügen „spielen in einer privaten Spielhalle“ so verteufeln und verdammen könne, dass private Spielhallen als anrüchig, asozial und kriminell gelten würden.

Und zweitens: mit den Möglichkeiten die sich aus dem Bundes- und Landesbaurecht ergeben, könne man eine Spielhalle schon im vorn hinein ablehnen.

Den Popanz bauten die Abzocker selber auf und zogen dabei alle nur erdenklichen Register der Verteufelung. Zunächst einmal gingen sie in Spielhallen und suchten sich geeignete Spieler aus, bei denen sie sich ziemlich sicher sein konnten, dass diese Personen gegen ein Entgelt das sagen würden, was ihnen die Abzocker in den Mund legten.

„Hallo ich bin der Heinz. Auch kein Glück heute?“

„Ach Scheiße. Die Sau will heute einfach nicht. Ich hab schon neunzig Mark rein gesteckt, und noch nicht mal ne kleine Serie geholt.“

„Jo, man! So gings mir Mittwoch. Hundertfünfunddreißig hatter geschluckt. Dann hatte ich die Schnauze voll und bin nach Hause gegangen.“

In dieser Art führten die Abzocker die Gespräche mit den ahnungslosen Spielern. Ganz feinmaschig zogen sie das Netz, bis ihre Opfer keine Möglichkeit mehr hatten, sich aus den Fängen dieser hinterträchtigen Machenschaft zu befreien.

Sinn und Zweck dieser Aktionen war, in ihrer letztlichen Konsequenz der Öffentlichkeit zu suggerieren, wie gefährlich es doch sei, private Spielhallen zu besuchen. Spielleidenschaft, ja sogar Spielsucht und letztlich das Abrutschen in die Beschaffungskriminalität seien die Folge.

Und dann das Angebot.

Mindestens DM 5.000,– boten die Abzocker demjenigen Spieler, der in aller Öffentlichkeit über seine Spielsucht reden würde. DM 5.000,– für ein abgedrucktes Interview in einer regionalen Zeitung. DM 8.000,– für die Veröffentlichung in einer überregionalen Zeitung und DM 14.000,– für den Abdruck in einer Illustrierten.

Fernsehauftritte wurden sogar mit sage und schreibe DM 30.000,– honoriert. Ob Provinzzeitung, Radio oder Fernsehen, immer der gleiche Tenor, immer das gleiche auswendig gelernte, immer die gleichen Lügen.

„Ich weiß nicht mehr wie es weiter gehen soll. Ich bin spielsüchtig und habe schon zwei Selbstmordversuche hinter mich gebracht. Ich habe meine Eltern, meine Frau, meine Großeltern, meine ganze buckelige Verwandtschaft und den Kaiser von China beklaut, um meiner Sucht nachzugehen.

Und als das alles noch nicht reichte, habe ich eben mal schnell eine Bank überfallen. Ich schäme mich so und wäre heute gar nicht hier, wenn mein Psychiater mir das nicht angeraten hätte. Denn nur durch die Selbsterfahrung über meine Probleme offen und frei sprechen zu können, kann ich darauf hoffen, dass ich bald meine Sucht überwinden werde.“

So oder in ähnlicher Art konnten SIE Aussagen wie eben niedergeschrieben immer wieder nachlesen oder im Fernsehen, quer durch die einzelnen Programme, in diversen Diskussionsrunden, Talkshows und sozialkritischen Magazinen verfolgen. Natürlich brachten die „Süchtigen“ immer einen oder mehrere Seelenklempner mit in die Sendungen, um sich jederzeit einer „fachlichen“ Unterstützung sicher zu wissen.

Zunächst wurde wie immer argumentiert mit: schlechte Geburt, schlechtes Elternhaus, schlechte Jugend und bla, bla, bla um dann rhetorisch langsam aber sicher zu den verführerischen Spielmöglichkeiten überzuleiten. Am Ende dieser Ausführungen stand mit absoluter Sicherheit immer die Spielsucht, Beschaffungskriminalität der härtesten Form (Raub, Mord und Totschlag) und Selbstmordabsichten der „Spielsüchtigen“. Das schindete zunächst großes Gehör und große Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Die Rechnung das Volk zu täuschen, zu verarschen und eine innerliche Wut und Hass gegen Spielhallen als solches und Spielhallenbetreibern insbesondere aufzubauen, war voll aufgegangen.

Ideologische Grüne, wilde Sozialisten und fanatische Sozialarbeiter gingen auf die Barrikaden. Hetzkampanien und Demonstrationen mit Kindern auf den Armen und Kerzen in den Händen waren in der näheren Umgebung der Spielhallen und direkt davor keine Seltenheit. Das Zusammentreffen von Spielhallenbetreibern einerseits und den ideologischen Ketzern andererseits, war zwangsläufig unumgänglich. Dabei mussten sich die Spielhallenbetreiber nicht nur verbalen Angriffen erwehren. Tätlichkeiten gegen Sachen, Leib und Seele, darauf folgende Arztbesuche und Krankenhausauf-enthalte waren keine Seltenheit.

Geschürter, künstlich erzeugter Fanatismus und die sich daraus ergebenden Gewalttätigkeiten zwangen das Personal, insbesondere die Aufsichten und Monteure, ihre Arbeitsstelle unter Polizei- oder Privatschutz zu begehen. Ganz zu schweigen von Hetzparolen und Morddrohungen, die in übergroßen Buchstaben und graffitiähnlichen Zeichen an Hausfassaden und Schaufenstern geschmiert wurden.

Um den ehrlichen und aufrichtigen Bürger und Unternehmer zu ärgern, zu verhohnepipeln, zu täuschen, zu erniedrigen und seine Existensgrundlage zu entziehen, schmissen die Abzocker der Nation runde DM 6.800.000,– aus dem Fenster, nein sie steckten es in die Taschen einer ominösen, urbanistischen „Gesellschaft“.

Sehen SIE und genau mit diesem Geld kann dann diese urbane Gesellschaft eine Art Spezies seines Gleichen bedienen, in dem neue, aber völlig sinnlose Posten bzw. „Arbeitsplätze“ geschaffen werden. Dafür in Fragen kommen dann z. B. Akademiker, aus Kreisen der Verwandtschaft oder Bekanntschaft, abgehalfterte, in der Öffentlichkeit nicht mehr haltbare Abzocker aus Kommunal-, Kreis-, Landes- und Bundesebenen und „Parteileichen“ die schon „Verwesungsgeruch“ angenommen haben. Diese Pöstchen geben sich dann als ein leckeres Nebenbrot. Zusätzlich also zu ihren sogenannten Übergangsgeldern, Pensionsbezügen oder welchen Decknamen man auch immer für das Abkassieren erfindet.

Stellen SIE sich vor: zu doof, zu unfähig, zu gefräßig, um in der Politik zu bestehen, und ab damit in die staatlichen bzw. halbstaatlichen Betriebe und der Abzockerkreislauf hat sich wieder einmal geschlossen.

Ähnliche Abzockerkreisläufe wiederholen sich in allen möglichen Lagen und Gegebenheiten, in denen Abzocker ihre dreckigen Finger im Spiel haben. So verschwindet ein Milliönchen nach dem Anderen. Steuererhöhungen und/oder Kreditaufnahmen unseres Staates werden unausweichlich.

Das war der eine, der „Rufmordpunkt“ der exklusiv ausgearbeiteten Studie des urbanistischen Institutes. Der andere Punkt, SIE erinnern sich, Spielhallen über das sogenannte Bau-, Bauordnungsrecht erst gar nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, machten die Abzocker ganz schnell zur „Chefsache“.

Wie schon ausgeführt, hatte ich es mir zur Aufgabe gemacht, geeignete Ladenlokale auszusuchen, Mietverträge abzuschließen und Nutzungsänderungsanträge zu stellen, bis hin zur Erteilung einer Nutzungsänderung, also einer Spielhallenbaugenehmigung. So ein Antragsverfahren durchläuft ungefähr vier bis sechs diverse Abteilungen innerhalb seiner Bearbeitung, bis es dann entweder genehmigt oder abgelehnt wird. SIE können sich vorstellen, dass es mit den einzelnen Abteilungen immer wieder mal Zoff geben kann. Insbesondere wenn es darum geht:

hat das Personal einen menschengerechten und arbeitswürdigen Arbeitsplatz?

Ich kann nicht wissen in welchen Berufen, in welchen Berufszweigen oder unter welchen Bedingungen SIE im Moment tätig sind. Glaube aber trotzdem zu wissen, dass ich IHRE Vorstellungskraft nicht überstrapaziere, wenn ich IHNEN folgende Hirnlosigkeiten versuche plausibel zu machen.

Eine Spielhalle muss eine sogenannte Aufsichtskabine oder Aufsichtskanzel aufweisen können. Das Gewerbeaufsichts-amt, eine von den angesprochenen Abteilungen die ein Nutzungsänderungsantrag durchlaufen muss, verlangt das so.

Wie der Name Aufsichtskabine/Kanzel schon besagt, soll von diesem Punkt aus, mehr oder weniger, das Geschehen innerhalb einer Spielhalle beobachtet, kontrolliert und gegebenenfalls eingegriffen werden. Eingegriffen!!!

Das hört sich so nach Ordnungshütern, nach Polizei, nach Ruhe stiften, nach mit der Peitsche in der Hand für Ordnung zu sorgen an. Mitnichten!

Aus meiner Erfahrung heraus kann ich SIE aufklären und IHNEN versichern, dass die Gäste in einer Spielhalle die absolut friedlichsten Menschen gegenüber ihren Mitmenschen sind, die ich kenne.

Tatsächlich wird von diesem zentralen „Beobachtungsposten“ aus, in erster Linie Service geboten. Gespräche mit den Gästen, Geldwechsel (Scheine in Hartgeld), Ausschank von Kaffee und anderen Getränken und dergleichen mehr. Keine Spur von Aufsicht, geschweige denn von Überwachung.

Die „Aufsicht“ übernimmt in der überwiegenden Mehrheit eine Person. Um nun die begehrte Genehmigung zur Nutzungsänderung zu erhalten, muss gemäß der Richtlinien des Gewerbeaufsichtsamtes, die Aufsichtskabine so erstellt werden, dass der „Aufsicht“ freien Blick nach Draußen gewährleistet wird.

Während der gesamten Arbeits- bzw. Aufsichtszeit.

In siebzig Prozent der Fälle ist die geforderte Auflage des Gewerbeaufsichtsamtes ohne größeren Aufwand möglich.

Bei den übrig bleibenden dreißig Prozent erweist sich das Vorhaben „Aufsicht, freier Blick nach Draußen“, als schier auswegloses Unterfangen. Stellen SIE sich doch bitte einmal ein Ladenlokal vor, das mehrere Ecken und Verschachtel-ungen hat. Wie soll da die „Aufsicht“ beaufsichtigen und gleichzeitig mit freiem Blick nach Draußen schauen können?

Oder stellen SIE sich ein innen liegendes Ladenlokal eines Einkaufszentrums vor, das mit künstlichem Licht erhellt wird. Es ist kein Fenster da zum „nach Draußen schauen“.

„Natürlich kannst du mitkommen. Wir brauchen noch einen zum Fensterputzen und Gardinen aufhängen.“

SIE werden sich jetzt fragen:

wie kommt der von Spielhalle auf Fensterputzen und Gardinenaufhängen? Ganz einfach! Ich möchte IHNEN das ganze Ausmaß der angesprochenen Hirnlosig- und Schlechtigkeit vor Augen führen.

Den oben genannten Ausspruch brachte mein Schwiegervater immer dann, wenn seine Tochter mal wieder quengelte und mit zur Arbeitsstätte ihres Vaters wollte. Dazu müssen SIE wissen, mein Schwiegervater ist bzw. war Bergmann. Zweiundvierzigeinhalb Jahre, bis 1.300 Meter tief unter der Erdoberfläche. Tag für Tag.

Wenn mein Schwiegervater seiner Tochter den Vorschlag Fensterputzen machte, wurde sie sehr wütend. Zwar war sie erst sechs Jahre alt, aber Fenster so tief unter der Erde? Das konnte nicht sein. Das konnte doch nur wieder das Aufziehen, das Verulken ihres Vater sein. Und wenn sie merkte, dass sie jemand bei einem für sie ernsten und wichtigen Thema nicht für voll nahm, im Gegenteil sie auch zu allem Überdruss noch ein wenig hoch nahm und foppte, au, au, dann konnte sie so richtig kiebig und böse reagieren.

Was heißt konnte!

Genauso kiebig, genauso böse möchte man werden, wenn man vor der ohnmächtigen Situation steht, aus einem innen liegenden, fensterlosen Raum freien Blick nach Draußen gewährleisten zu müssen.

In diesem Moment wird der Zusammenhang freier Ausblick nach Draußen in einer Spielhalle und Fensterputzen in der Grube klar. Beides ein Schwachsinn hoch drei. Nur mit dem einem Unterschied, dass das Fensterputzen in der Grube sich als Scherz entpuppt und sich der „freier Blick nach Draußen“ als ernsthafte Realität erweist.

Schwachsinn?

Wenn Schwachsinn, dann aber geplanter, beabsichtigter Schwachsinn! Schwachsinn als Mittel zum Zweck, mit dem einzigen Ziel private Spielhallen zu verhindern.

Eine weitere, kuriose Möglichkeit der „legalen“ Spielhallenverhinderungstaktik hieß Lärmschutz.

Wieder dieses ominöse Gewerbeaufsichtsamt. Dort der Lärmschutzbeauftragte. Der hat dafür Sorge zu tragen, dass innerhalb und in der näheren Umgebung eines Gewerbebetriebes, ein gewisser Lärmpegel nicht überschritten wird.

Gewerbebetrieb ist so ein allgemeiner Begriff in der Beamtensprache. Dazu gehören, alle Arten von Gaststätten, Diskotheken, Einzelhandel, bis hin zur großen Fertigungsindustrie wie z. B. Stahl- oder Autowerke. So gliedern sich auch Spielhallen in den Oberbegriff Gewerbebetrieb ein. So erfährt das Stahlwerk (Kalla Hoesch) den gleichen Maßstab, die gleiche Bemessungsgrundlage wie eine Spielhalle.

Wenn, ja wenn das Ganze nicht so gemein und traurig wäre, dann läge ich unter dem Tisch und könnte mich vor Lachen nicht mehr halten.

Die Geräusche, die innerhalb eines Gewerbeobjekt produziert werden und logischerweise stark vermindert an die Außenwelt abgegeben werden, dürfen in einem Mischgebiet oder Kerngebiet einen Geräuschpegel von 55.0 Dezibel nicht überschreiten. Halt! Das ist nicht ganz richtig. Diese 55.0 Dezibel gelten tagsüber. Nachts, also ab 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens, gelten 30.0 Dezibel die nicht überschritten werden dürfen.

Bei Diskotheken, oder Gaststätten, keine Speisegaststätten gemeint sind Gaststätten mit Kneipencharakter, wo man gut und viel trinkt und auch mal ein Liedchen lautstark mitträllert, das gerade aus der Musikbox ertönt, könnte ich es theoretischer Weise noch so eben verstehen, wenn Auflagen hinsichtlich einer imaginären Lärmbelästigung gemacht würden. Bei Spielhallen………

Ich halte es wirklich für abartig, wenn sich ein beamteter Lärmschutzbeauftragte eines Gewebeaufsichtsamtes in eine Spielhalle begibt, oder sich direkt davor stellt und Messungen hinsichtlich des Lärms durchführt.

Bei der nächsten Gelegenheit gehen SIE bitte einmal gaaaanz langsam an einer Spielhalle vorbei. Oder noch besser gehen SIE einmal hinein, stellen SIE ihre Lauscher ganz weit auf und SIE werden merken, wie pervers die Überprüfung bezüglich einer Lärmbelästigung erscheint.

Da kann man doch mal sehen, auf welche Niederungen sich ein Mensch herablassen kann, wenn er genug Geld dafür bekommt.

In den meisten Fällen jedoch wird arrogant jede Beurteilung bezüglich der Lärmmessungen mit der Ausrede vom Tisch gefegt:

müssen wir nicht, können wir nicht, tun wir nicht und im Übrigen beauftragen sie ein Ingenieurbüro, lassen sie ein Gutachten darüber erstellen, ob bei einer fertigen, geöffneten und in Betrieb gegangenen Spielhalle die Lärmschutzwerte am Tage und in der Nacht eingehalten werden. Kommen sie dann wieder, reichen uns das Gutachten ein und wir werden entscheiden.

Peng!!!

Ca. DM 6.000,– im Eimer.

Ca. DM 6.000,– für ein so wirklich unnötigen Gutachten einfach durch den Kamin gepulvert.

Wirklich? Einfach durch den Kamin gepulvert?

Mitnichten!

Von den DM 6.000,– bekommt der Gutachter ca. DM 4.000,–! Arbeitszeit, einschließlich eines Außentermins (je nach Entfernung zwischen Gutachterbüro und dem zu begutachtenden Objekt) bis zu 5 Stunden.

Den Rest von DM 2.000,– kassiert derjenige Abzocker (Genehmigungsbeamte), der das Gutachten verlangt und zu einem unerlässlichen Bestandteil der Genehmigung angeordnet hatte. Schließlich muss auch ein Beamter von „irgend etwas leben“.

Ein perfekt inszeniertes, mit Bravour vollendetes Zusammenspiel einer verschworenen Gemeinschaft, die sich das Abkassieren zum Ziel gesetzt hat.

Zum Thema Lärmschutzbeauftragter/Lärmschutzpolizist fällt mir eben eine kleine Episode ein.

Lärmschützer Berkemann; beamteter Mitarbeiter des Gewerbeaufsichtsamtes. Sein Eigenheim, ländlich gelegen in einem, in den sechziger Jahren gebauten Siedlungsgebiet. Zweitausendfünfhundert Quadratmeter Grundstück.

Zur Belustigung seiner Familie und seiner selbst kam nun der Lärmpolizist eines Tages auf die glorreiche Idee, zwei Ziegen zu kaufen und diese auf dem ausreichenden Grundstück als ökologischen Rasenmäher einzusetzen. Drei Tage später waren die Ziegen da, wurden angepölt und ansonsten, sich und der Welt überlassen. Die Ehefrau freute sich, die Kinder waren glücklich und der Lärmmann war stolz auf sich selbst, dass er eine so gute Idee hatte und sie prompt umsetzte.

Die ersten leichten Beschwerden wurden so nach ca. vier Wochen laut. Das Geblöke der Ziegen ging der Nachbarschaft so auf die Nerven, dass bald massive Beschwerden, sogar eine Anzeige wegen Lärmbelästigung folgten. Kurze Rede langer Sinn, der verhandelnde Richter beauftragte ein Lärmschutzgutachter auf dem Grundstück des Herr Lärm-schutzbeauftragten Messungen hinsichtlich der blökenden Ziegen vorzunehmen. Das Ergebnis der Messungen: Katastrophal !!!

60, 70, in den Spitzen sogar 85 Dezibel.

Das Gericht entschied:

zu einer ländlichen Gegend gehören nun auch mal die ländlich spezifischen Eigenschaften und Eigenheiten, wie z.B. die Landwirtschaft und die dort dazugehörenden Lärmaufkommen sowie die gute Landluft gepaart. Der Klage der Nachbarn wurde nicht statt gegeben, die Ziegen durften dort bleiben wo sie waren.

Wenn das keine Perversität ist. In Innenstädten, dort wo „Lärm“ an der Tagesordnung ist, dürfen dreißig Dezibel nicht überschritten werden. Dort wo man eigentlich Ruhe, Erholung und Entspannung sucht, sind fünfundachtzig Dezibel erlaubt. Auf der einen Seite werden hohe Lärmbelastungen erlaubt, nur deshalb, weil sie aus der Natur heraus entstehen -hier das Blöken der Ziegen-, auf der anderen Seite darf noch nicht einmal die Hälfte der der Lärmbelastung, auch nicht minimal, überschritten werden, weil diese Lärmbelästigung von Menschenhand gemachten Geräten ausgehen.