Gewerkschaften

Später, als ich anfing mir über Abzockerei und Absahnerei Gedanken zu machen und mir zigtausende Male, in den verschiedensten Situationen immer und immer gesagt habe, da kann doch was nicht stimmen, ist mir „Neues Land“ auch wieder eingefallen. „Neues Land“ verfluchte Hacke da war doch was? Natürlich! „Neues Land“ = Gewerkschaftsabzocker.

Meine Tätigkeit als Feuerungsmonteur hätte ich um ein Haar, auf Grund der linken, verdorbenen Gewerkschaftsabzockerfunktionäre aufgeben müssen. Zwei Monate, so war es vorgesehen, sollte ich mich in die Materie der Holzspänebefeuerung eindenken -elektrische Vorgänge in Schaltkästen- und einarbeiten -verlegen von Blechrohrleitungen. Am zweiten Tag nach meiner Einstellung, lauerte mir schon ein Gewerkschaftsabzocker auf. Dem Personalbogen hätte er wohl entnommen, daß ich nicht Mitglied in einer Gewerkschaft wäre. Um in diesem Betrieb bestehen und aufsteigen zu können, „ist es zwingend nötig, Mitglied unserer Gewerkschaft zu sein“.

Diese Person, ich sage absichtlich und überdeutlich P e r s o n, mit der Intelli-genz eines Spatzes, arbeitete (körperlich und so mit Hände dreckig machen) zwar noch, war aber ehrenamtlich schon ein……, nun ja mittelhohes „Tier“ in der regionalen Organisation dieser Gewerkschaft.

Die erste Ansprache dieser Person ließ ich während meiner Frühstückspause über mich ergehen, ließ aber durchblicken, so gut das in der knappen Früh-stückspause ging, daß ich nicht so von der Gewerkschaft überzeugt bin. Ich wollte dieser Person nicht direkt meine Meinung darlegen, da ich zum Einen erst den zweiten Tag in der Firma war und zum Anderen bin ich ein höflicher Mensch, der sich unter normalen Umständen erst alles anhört und danach kon-kret entscheidet. In der Mittagspause ließ sich dieser Gewerkschaftsheini schon wieder an meinem Tisch nieder und sülzte mir penetrant die Ohren zu. Während er sprach, aß er, und während er aß, sprach er. Die Folgen seiner feuchten Aussprache jetzt zu beschreiben, verkneife ich mir lieber. Den absolute Gipfel hatte er erreicht, als er mir einen Mitgliedsantrag mit der Bemerkung zu schob, „brauchse nur noch unterschreiben“.

Circa zwei Minuten lang schaute ich schweigend, abwechselnd auf den Antrag, auf seine Arme, seine Schultern, seinen Kopf und in seine Augen. Und in dem Moment, als er seine fragende Unruhe und mein Schweigen nicht mehr aushielt, tief Luft holte und den Mund zum Reden öffnete, nahm ich den Antrag in meine Hände, zerknüllte ihn gaaanz langsam, schmiß ihn in Manier eines Baseballspielers in seinen Trinkbecher, stand auf und ging zu meinem Arbeitsplatz. Während meiner eineinhalbjährigen Tätigkeit in dem Betrieb, hatte ich vor dieser Person Ruhe.

Ich stelle mir nun einmal vor, diese Person hätte sich nicht als ein so übergroßes, auf die Nerven gehendes Arschloch dargestellt. Unter Umständen … und wer weiß…

eventuell und vielleicht wäre der Mitgliedsantrag doch von mir unterzeichnet worden und ich hätte mein sauer verdientes Geld diesen Abzockern „freiwillig“ in den Rachen geschmissen. Innere Vorsehung, Abwehrmechanismen oder gibt es sie am Ende doch? Ich meine die Schutzengel. Egal was oder wer dafür verantwortlich gezeichnet werden kann oder will, jedenfalls bin ich heil froh darüber, daß ich dem Abzockerverein nicht beigetreten bin.

Früher, ja früher, da war das alles anders, da haben……! „Mann“, höre ich die, sich ach so modern Gebenden sagen, „Mann, hör mir bloß auf mit früher. Das kannst du mit heute nicht mehr vergleichen. Heute ist alles ganz anders“. Das mag in vielen Fällen und Situationen stimmen. Früher mußte man sich eine Menge an Zeit nehmen, um von einem auf den anderen Kontinent zu kommen. Heute setze ich mich in die Concord und bin innerhalb ein paar Stunden dort, wozu ich früher vier Wochen und länger gebraucht habe. Das ist mir auch klar. Der technische Fortschritt ist da, nicht mehr weg zu denken und geht unaufhaltsam in einer hohen Geschwindigkeit weiter. Ein Glück, oder „Glück Auf“ kann ich da nur sagen.

Das ist aber nicht das, was ich mit Früher meine. Ich meine: früher haben die Parteien noch richtig gestritten. Politische Parteien haben gegensätzliche Mei-nungen vertreten und noch richtig um jeden einzelnen Wähler gekämpft. Die Wirtschaftsparteien, Gewerkschaften auf der einen und „Die Wirtschaft“ auf der anderen Seite, rangen wirklich noch um ein Mehr an Urlaubstagen, an Prozentpunkten mehr Lohn, Fortzahlung im Krankheitsfall und, und, und. Heute? Oh Scheiße. Nur noch Scheingefechte. Ist ja auch anders gar nicht mehr möglich. Stellen SIE sich bitte einmal vor, die Gewerkschaften würden in Echt mal streiken. Könnten sie sich ja gar nicht erlauben. Dann müßten sie ja den Kollegen sogenanntes Streikgeld bezahlen. Und da hapert es gewaltig. Wie heißt es doch so schön: woher nehmen und nicht stehlen?