Banken

Das Gemeine an der Geschichte ist, daß die Elitären zunächst einmal mit Honig locken, uns in vorgespielter Sicherheit wiegen, dann Sand in die Augen streuen, der uns praktisch blind macht und alsdann in blutsaugenderweise die Ausbeutung beginnen.

Liebe Mitarbeiter!

Die Geschäftsleitung hat beschlossen, zukünftig Ihr Lohn/Gehalt nicht mehr im Lohnbüro bar auszuzahlen, sondern ab kommenden Jahr die Löhne und Gehälter per Überweisung an eine Bank auszuzahlen. Zu diesem Zweck bitten wir Sie, sich in Ihrer nahen Umgebung eine Bank auszusuchen, ein Lohn und Gehaltskonto zu eröffnen und uns in der nächsten Zeit (spätestens jedoch Ende November) Name, Anschrift und die Kontonummer mitzuteilen, damit wir Ihnen Anfang des Jahres pünktlich Ihren Lohn bzw. Ihr Gehalt zu Teil lassen werden Können.

Wir hoffen auf Ihre Mitarbeit

die Geschäftsleitung

Der Lohntüte auf der Rückseite angeheftet, die gerade erwähnte Mitteilung der Geschäftsleitung.

So um den 1sten eines Monates herum mußte ich zum Lohnbüro meiner Arbeitsstelle, um mein monatliches Arbeitsentgelt in bar zu empfangen. Der Lohn befand sich in Form von handlichen Geldscheinen sowie des Hartgeldes in einer zugeklebten stabilen Papiertüte. Ebenfalls im Inneren der Tüte die Lohn/Gehaltsabrechnung. Tüte aufreißen, auf die Abrechnung sehen und Geld nachzählen waren Eins. Zu Hause angekommen, begann die Aufteilung. Einen Teil für allgemeine Ausgaben, einen Teil für Kleidung, einen Teil zum sparen weglegen und einen Teil in die Tasche stecken, für „zum auf’n Kopp hauen“. Schöne Sache das, wenn man nach „volltaner“ Arbeit sein schwer verdientes Geld in den Händen halten kann. Kein Kontoauszug, kein Scheck, keine Plastikkarte, nein richtiges, anfaßbares Geld. Und das wurde jetzt so einfach im Handstreich geändert.

Wir zahlen dir deinen Lohn nicht mehr bar aus, sieh zu, daß du bei einer Bank ein Konto eröffnest, sonst bist du selber daran Schuld, wenn dir im neuen Jahr kein Geld zur Verfügung steht. Basta!

Ein Buch, ein Taschenkalender für das kommende Jahr, ein Schreiberset (Kugelschreiber und Füllfederhalter in einem Lederetui) und ein ca. 30 cm langes Zeichenlineal bekam ich als Dank dafür, daß ich bei der Bank meines Vertrauens ein Konto eröffnete. Ganz abgesehen von den persönlichen Freundlichkeiten und Höflichkeiten, die mir während meines 15 minütigen Aufenthaltes in der Bank entgegengebracht wurden. Zucker in den Arsch blasen ist wohl die Formulierung, die am ehesten mein erstes Bankerlebnis umschreibt.

Konditionen? Gebühren?

Gebühren für Kontoführung wie Buchungen ausführen, erstellen von Kontoauszügen usw.?

Gebühren für die Bereitstellung von Schecks?

Gebühren für Scheckkarten?

Gebühren für kurzfristiges Überziehen des Kontos? Wobei ich wirklich kurzfristig meine, maximal einen Tag.

Konditionen, Bankgebühren, Bearbeitungsgebühren??? Für damalige Banken und Sparkassen absolute Fremdworte. Will sagen:

kein Geldinstitut hätte auch nur im Traum daran gedacht, für die Bearbeitung des Geldes, das ich ihnen zur Verfügung stellte, Gebühren abzukassieren. Im Gegenteil!

„….. und das ist doch auch klar Herr Schröder, wenn sie mal eine größere Anschaffung gemacht haben, können sie Ihr Konto ruhig mal für ein paar Tage überziehen.“

So der „Schalterbeamte“, der mir die Geschenke gab und mein Konto eröffnete.

Einige Jahre sind ins Land gegangen und mit dem Wachstum der Elitären ist auch etwas anderes ordentlich gewachsen. Die sogenannten Bankgebühren. Gewachsen ist nicht so der rechte Ausdruck für das, was sich die Geldinstitutabzocker da heutzutage real leisten. Schrömelbrand. Genau! Schrömelbrand ist der richtige Ausdruck. Schrömelbrand ist die absolute Steigerung von abkassieren und abzocken.

Schrömelbrand. Kennen SIE nicht?

Kannte ich bis gerade eben auch noch nicht. Habe ich soeben erfunden.

Erklärung?

Bitte schön!

SCHRÖ – MEL – BRAND! SCHRÖ… von schröpfen; MEL… von melken (die berühmte Kuh melken); und BRAND… von brandschatzen. Schrömelbrand. Gefällt mir gut.

Man muß sich das wirklich mal auf der Zunge zergehen lassen. Wir schmeißen den Geldinstitutabzockern unser mühevoll erackertes Geld zwangsweise ins Maul, die Elitären werden immer fetter und fetter und aus Dankbarkeit fressen sie uns auch noch die Haare vom Kopf. Genau so isses. Lohn oder Gehalt wird überwiesen, die Geldinstitutabzocker verleihen es und verdienen sich daran dumm und dämlich. Zugleich starten sie ein Ablenkungsmanöver, in dem sie uns erzählen, wie schrecklich arm sie doch sind und wieviel Verluste sie wieder dadurch gemacht hätten, daß sie unsere Konten umsonst bearbeiten. Fortan reden uns diese Ammenmärchen in eindrucksvoller Art und Weise mit ihren augenwischenden, heuchlerischen Mitleidsmienen ein und formen, erfinden und erdenken neue Gebührengattungen. Fällt ihnen nichts mehr ein, ist das auch nicht schlimm, im Notfall (wenn nichts mehr geht) werden die vorhandenen Gebühren mal kurz erhöht.

Und damit das System des Abzockens und des Absahnens auch noch in ferner Zukunft funktionieren kann, werden 16, 17, 18, 19-jährige, teils noch jüngere Leute, mit kostenlosen Kontoführungen und Kreditkarten geködert, regelrecht angelockt.

„…..na ja und wenn’s mal mit den Pinunsen etwas knapp werden sollte, räumen wir Dir zur Vorsicht schon mal einen Überziehungskredit ein.“

Das kennen wir doch. So ähnlich hatte mir das schon damals der „Schalterbeamte“ erklärt. Nur, Überziehungskredit, das ist im Gegensatz zu damals neu.

Überziehungskredit. Soll heißen: wenn Du Jugendlicher mit Deinem Lohn nicht auskommst, macht nichts, wir haben immer genug Geld da und leihen Dir etwas. Bei uns kannst Du Dein Konto ruhig überziehen. Schließlich wollen wir ja nur zufriedene Kunden haben. Auch klar ist, daß wir das nicht ganz um sonst machen können, ein paar geringe Prozente Zinsen fürs Ausleihen werden wir in Rechnung stellen müssen, aber wie gesagt, das ist so geringfügig, das merkst Du gar nicht.

Und ehe sich der Jugendliche versehen hat, ist der Rahmen des Überziehungs-kredites gesprengt. Gesprengt im Sinne von; der normale Lohn ist ausgegeben worden, der freizügig gegebene Überziehungskredit ist auch futsch! Was nu?!?

Auch kein Problem für die elitären Geldinstitutabzocker.

Wandeln! Umwandeln ist die Losung. Der Überziehungskredit wird umgewandelt in einen sogenannten Kleinkredit. In den meisten Fällen freut sich der Jugendliche zunächst einmal über das Zuvorkommen, für die Großzügigkeit des Geldinstitutes, da der Kleinkredit in den allermeisten Fällen großvolumiger ausfällt als der Überziehungskredit und der Heranwachsende somit im Moment über einen Baaatzen Geld „frei“ verfügen kann. Die Katerstimmung, das große Erwachen kommt meist nach der zweiten oder dritten „Umwandlung“. Aus dem Kleinkredit wird ein etwas Größerer. Aus dem etwas Größeren ein Mittelkredit und so weiter und so weiter.

Getreu diesem, soeben beschriebenen, Abzockersystem entsteht innerhalb kürzester Zeit eine immense Privatverschuldung schon „in ganz jungen Jahren“. Einmal gefangen in den Klauen der Raubtiere, ist der Unglücksvogel nicht mehr weit weg vom armen Schlucker, der sein restliches Leben aus den Fängen der Bestien, nicht mehr herausbekommt. Jungen Familien, bei denen der Allgemeinbedarf (Hausstand, Familiennachwuchs usw.) zwangsläufig noch höher angesiedelt ist, stürzen noch schneller und noch tiefer in die Abhängigkeit der Banken, in den Abgrund.